Der Präsident der türkischen Zentralbank, Fatih Karahan, hat den Inflationsrückgang als mühsamen Prozess beschrieben, der sich in den einzelnen Wirtschaftssystemen unterschiedlich vollzieht. „Die Inflation ist tatsächlich wie ein Virus. Ob die Medizin wirkt, hängt vom einzelnen Organismus ab“, sagte Karahan in einer Online-Präsentation zur Geldpolitik am Mittwoch. Trotz erster Erfolge sei der Kampf noch nicht gewonnen.
Karahan nannte zwei Faktoren, die die von der Bevölkerung wahrgenommene Inflation antreiben: steigende Lebensmittelpreise und hohe Mieten. Bei den Mieten seien die monatlichen Steigerungsraten jedoch kürzlich unter die Marke von vier Prozent gefallen. Ein wachsendes Wohnungsangebot werde den Abwärtstrend bei den Mietkosten mittelfristig unterstützen, so der Notenbankchef.
Geldpolitik: Überraschende Warnung vor Zinsillusion
Mit einer klaren Botschaft räumte Karahan mit einer verbreiteten Erwartung in den Märkten auf. Die Annahme, dass sinkende Leitzinsen automatisch auch zu fallenden Marktzinsen führen, sei ein Trugschluss. „Diese Wahrnehmung ist nicht immer korrekt“, warnte Karahan. „Wenn sich die Inflationserwartungen verschlechtern, könnten die Zinsen sogar steigen.“ Langfristige Zinsen würden vor allem von diesen Erwartungen und nicht direkt von Entscheidungen der Zentralbank bestimmt.
Die türkische Notenbank hat sich die Bekämpfung der Inflation und die Preisstabilität zum obersten Ziel gesetzt. Das Zwischenziel ist eine einstellige Inflationsrate, die langfristig auf fünf Prozent stabilisiert werden soll. Bisher habe die Politik gewirkt: Man habe die Inflation von 75 Prozent „eingegrenzt“.
Deutlicher Rückgang bei Devisen-Schutzkonten
Einen Erfolg vermeldet Karahan bei den sogenannten devisengeschützten Einlagen (KKM). Das Volumen dieser umstrittenen Konten ist von ehemals über 140 Milliarden US-Dollar vor zwei Jahren drastisch gesunken. Zudem seien die Bruttoreserven um mehr als 80 Milliarden Dollar gestiegen. Dies sei maßgeblich auf den Umtausch von Fremdwährung in Landeswährung durch die Bevölkerung zurückzuführen.
Beim Wechselkurs wies Karahan Vorwürfe einer Manipulation zurück. „Eine Unterdrückung des Wechselkurses ist absolut nicht der Fall“, betonte er. Man verfolge kein bestimmtes Kursniveau.