Zentralbank-Chef Karahan: “Harte Linie wirkt” – Türkei erwägt erstmals Leitzinssenkung seit langer Zeit

05.12.2025 – 16:00 Uhr

Die Türkei verzeichnet den niedrigsten Inflationswert seit fast vier Jahren. Dies nährt Spekulationen über eine baldige Leitzinssenkung der Zentralbank. Wie die Statistikbehörde am 3. Dezember mitteilte, sank die Jahresinflationsrate im November auf 31,07 Prozent. Dies ist der niedrigste Stand seit 48 Monaten. Auch die monatliche Teuerungsrate fiel mit 0,87 Prozent auf einen Tiefstand seit 30 Monaten.

Vor diesem Hintergrund bekräftigte Zentralbankgouverneur Fatih Karahan in einer Präsentation in Istanbul den weiterhin restriktiven geldpolitischen Kurs. „Die straffe Geldpolitik, die bis zur Erreichung der Preisstabilität beibehalten wird, wird den Disinflationsprozess über Nachfrage-, Wechselkurs- und Erwartungskanäle stärken”, so Karahan. Er verwies auf positive kurz- und mittelfristige Indikatoren.

Gleichzeitig betonte der Notenbankchef, dass der geldpolitische Kurs angezogen werde, sollte sich die Inflationsentwicklung deutlich von den Zwischenzielen entfernen. Das Zinsniveau werde so gesetzt, dass es den für den Disinflationspfad erforderlichen Grad an Straffheit gewährleiste. Die konkreten Schritte würden von Sitzung zu Sitzung sorgfältig geprüft.

Märkte erwarten Zinsschritt nach unten

Da die Inflation im November jedoch deutlich unter den Markterwartungen lag, deuten Finanzmarktteilnehmer die Aussagen nun als mögliches Vorzeichen für eine Lockerung. Es wird über eine Leitzinssenkung von 150 bis 200 Basispunkten bei der nächsten Sitzung des Währungsausschusses (MPC) am 11. Dezember spekuliert.

Die türkische Zentralbank hatte den Leitzins seit Juni 2023 in mehreren Schritten von 8,5 Prozent auf aktuell 50 Prozent angehoben, um die damals außer Kontrolle geratene Inflation zu bekämpfen. Der nun eingetretene deutliche Rückgang könnte der Notenbank erstmals seit Beginn der Straffungsserie Spielraum für eine vorsichtige Kursänderung geben.