Die Stimmung an der Wall Street gegenüber der Türkei hat sich verbessert: Die US-Großbanken JPMorgan Chase & Co. und Morgan Stanley empfehlen ihren Kunden, türkische Staatsanleihen und die Landeswährung Lira zu kaufen. Hintergrund ist die Entspannung politischer Risiken nach der Verschiebung der Klage gegen den CHP-Parteitag – ein Signal, das an den Finanzmärkten bereits Wirkung zeigt.
Zunehmender Optimismus in Washington
Beide Banken sehen eine günstigere Ausgangslage für Investitionen in türkische Vermögenswerte. In ihren Einschätzungen betonen sie, dass geopolitische Unsicherheiten zurückgehen und sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stabilisieren. Insbesondere die verlangsamte Inflation und die erwarteten Zinssenkungen der türkischen Zentralbank (TCMB) machen die Türkei für Anleger wieder attraktiver.
In einer Analyse schreiben JPMorgan-Strategen Michael Harrison und Anezka Christovova, dass sowohl inländische als auch internationale Risiken derzeit rückläufig seien. Vor diesem Hintergrund rechnen sie mit Zinssenkungen bereits im Sommer. Ihren Kunden empfehlen sie konkret den Kauf vierjähriger, in Lira nominierter Anleihen sowie eine Kaufposition in der türkischen Lira.
Politische Entspannung sorgt für Marktdynamik
Am Vortag hatte ein Gericht die Entscheidung im Parteitag-Streit der CHP (Republikanische Volkspartei) auf den 8. September vertagt. Diese Verzögerung wurde an den Märkten als Zeichen der Stabilisierung gedeutet: Die Renditen türkischer Staatsanleihen fielen, während die Lira an Wert gewann.
Auch Morgan Stanley unter der Leitung der Strategin Hande Küçük verweist auf diese Entwicklung. In einer Mitteilung betont Küçük, dass der Rückgang der Inflation im Sommer an Dynamik gewinnen dürfte. Zudem rät das Institut zu sogenannten Carry-Trades mit der Lira, also dem Ausnutzen von Zinsunterschieden über Termingeschäfte.
Zinswende erwartet
Morgan Stanley prognostiziert, dass die türkische Zentralbank bei ihrer Sitzung im Juli sowie bei den drei darauffolgenden Terminen die Leitzinsen jeweils um 250 Basispunkte senken wird. Solche Maßnahmen könnten türkische Anleihen attraktiver machen und der Lira zusätzlichen Schub verleihen.
Comeback-Stimmung trotz Rückschlägen
Noch im März hatte die Stimmung der Investoren gegenüber der Türkei gelitten, als der beliebte Istanbuler Bürgermeister Ekrem İmamoğlu vorübergehend festgenommen wurde. Die neuen Empfehlungen der US-Banken deuten nun jedoch auf eine Renaissance des Interesses internationaler Investoren an der Türkei hin, die von politischen Signalen der Stabilität und wirtschaftlichen Perspektiven getragen wird.