In der Türkei mehren sich die Zweifel der Verbraucher an sogenannten „Rabatten“ in Supermärkten, denn die Preise schwanken derzeit stark – insbesondere bei frischen Lebensmitteln. Viele Händler kennzeichnen Preisschwankungen als Sonderangebote, doch die Kunden werden zunehmend skeptisch.
Um bei den ständig wechselnden Preisen nicht draufzuzahlen, vergleichen viele Käufer mittlerweile die Preise in mehreren Geschäften genau und vermeiden den Kauf hochpreisiger Produkte, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Dieses veränderte Einkaufsverhalten führt dazu, dass sich die Preise – vor allem bei Obst und Gemüse – allmählich auf einem niedrigeren Niveau einpendeln.
Rabatte auf dem Prüfstand
Vor allem bei frischem Obst und Gemüse, deren Preise sich täglich ändern können, wird die Echtheit der beworbenen Rabatte genau hinterfragt. Laut den geltenden Vorschriften muss ein echter Rabatt bei verderblichen Waren den niedrigsten Tagespreis widerspiegeln, bei länger haltbaren Produkten den niedrigsten Preis der letzten 30 Tage. Verstöße können mit Bußgeldern von bis zu 90.000 Türkischen Lira (etwa 2.200 US-Dollar) geahndet werden.
Preisdruck durch sinkende Nachfrage
Die schwache Nachfrage zwingt Händler, die Preise deutlich zu senken. So fielen die Traubenpreise von 130 auf 70 Lira pro Kilo, nachdem Kunden die hohen Preise ablehnten und Ware unverkauft blieb. Ähnlich sank der Preis für Äpfel nach Frostschäden und dem Beginn der Sommerernte, um alte Bestände abzubauen. Trotz einer reichen Olivenernte sanken die Preise für Olivenöl von über 600 Lira auf etwa 450 Lira pro Liter, da unverkäufliche Lagerbestände die Preise drücken.
Auch Landwirte leiden unter der extremen Hitze und der schnellen Reife von Gemüse wie Paprika, Zucchini und Auberginen, was sie zu günstigen Verkäufen zwingt. Supermärkte bezeichnen diese günstigen Einkäufe dann oft als „Rabatte“, obwohl sie die Ware zu minimalen Kosten eingekauft haben.
Verbraucher berichten von Preisschwankungen
Hasan Sarıtaş kritisiert die unbeständigen Preise bei Käse: „600 Gramm Kaschar-Käse kosteten letzte Woche 175 Lira, dann 160 Lira und jetzt 170 Lira – und trotzdem ist es immer noch als Rabatt gekennzeichnet. Wer weiß, was morgen passiert?“
Kadriye Öztürk ergänzt: „Es heißt, es gebe viel Milch, aber Butter wird immer teurer. Gleichzeitig steigen unsere Löhne nicht, doch die Preise schwanken ständig.“
Verbraucherschutz und Sanktionen
Aydın Ağaoğlu, Präsident des Verbraucherverbands TÜKONFED, betont, dass sich die Verbraucher ihrer Kaufkraft bewusster werden: „Gefälschte Rabatte werden hart bestraft. Verbraucher sollten unfaire Preisgestaltungen melden. Viele Preissenkungen entstehen durch Marktdynamik, wie Überangebot oder saisonale Ernten – und nicht durch echte Rabattaktionen. Indem Verbraucher überteuerte Waren nicht kaufen, beeinflussen sie selbst die Preise.“
Als Reaktion auf unfaire Preispolitik verhängte das Handelsministerium Bußgelder in Höhe von 24 Millionen Lira gegen nationale Supermarktketten und Lebensmittelhändler. Das Landwirtschafts- und Forstministerium sprach im Juli weitere Strafen von 207,4 Millionen Lira aus und leitete Strafanzeigen gegen 29 Lebensmittelunternehmen ein.