Türkisches Raumfahrzeug zündet Weltpremiere: Erstes Hybridtriebwerk im Orbit

02.12.2025 – 14:00 Uhr

Die Türkei hat erstmals ein vollständig eigenentwickeltes Orbit-Transfer-Vehikel (OTV) erfolgreich ins All gebracht. Das Gerät des Unternehmens Fergani Uzay soll künftig Satelliten zwischen Umlaufbahnen befördern und dabei ein weltweit erstmaliges Manöver durchführen: die Zündung eines Hybridraketentriebwerks im Orbit.

Das Vehikel mit der Bezeichnung FGN-TUG-S01 wurde am Freitagabend (Ortszeit) an Bord einer SpaceX-Falcon-9-Rakete von der Vandenberg Space Force Base im US-Bundesstaat Kalifornien gestartet. Laut Fergani Uzay verlief der Start planmäßig. Etwa 81 Minuten nach dem Abheben trennte sich das OTV von der Trägerrakete und sendete erste Telemetriedaten.

Das Unternehmen, das vom bekannten türkischen Technologieunternehmer Selçuk Bayraktar gegründet wurde, bezeichnet das OTV als „Meilenstein” für die nationale Raumfahrt. Es sei vollständig mit eigenen Mitteln und heimischer Technologie entwickelt worden, hieß es. Kritische Systeme wie Flugcomputer und Avionik seien Eigenentwicklungen.

Die eigentliche Kernaufgabe und technische Besonderheit steht dem Vehikel jedoch noch bevor. Nach dem Erreichen der Zielumlaufbahn soll das OTV sein Hybridtriebwerk zünden. Laut Fergani Uzay wäre dies der weltweit erste Orbitaltest eines solchen Antriebs. Hybridtriebwerke, die oft eine Kombination aus festem und flüssigem Treibstoff nutzen, gelten als potenziell kostengünstigere und sicherere Alternative zu konventionellen Flüssigtriebwerken. Sie könnten die Lebensdauer von Satelliten verlängern, indem diese in neue Umlaufbahnen gebracht werden.

„Unser Orbit-Transfer-Vehicle läutet die Bewegungsfähigkeit unseres Landes im Weltraum ein“, sagte Bayraktar in einer Erklärung aus dem Kontrollzentrum in Istanbul nach dem erfolgreichen Start. Das Gerät bilde zudem eine kritische Infrastruktur für das geplante nationale Satellitennavigationssystem „Uluğbey“.

Bayraktar zufolge ist das langfristige Ziel des Unternehmens, innerhalb der nächsten fünf Jahre eine Konstellation von mehr als 100 Satelliten aufzubauen, um der Türkei und befreundeten Staaten unabhängige Ortungs- und Raumlogistik-Dienste zu bieten. In den kommenden Jahren strebe man zudem mit eigenen Trägersystemen „unabhängigen Zugang vom Boden ins All“ an.