Angesichts rasant steigender Goldpreise strömen immer mehr Menschen in der Türkei in den Goldhandel, um ihre Ersparnisse in das Edelmetall umzuschichten. In Istanbul – sowohl im legendären Großen Basar als auch im riesigen Kuyumcukent-Schmuckzentrum – kommt es inzwischen zu Engpässen bei kleinen Goldbarren und Münzen.
Juweliere berichten, dass die Nachfrage nach Ein-Gramm-Goldstücken, der beliebtesten Anlageform unter Hausfrauen und Kleinsparern, so stark gestiegen ist, dass diese kaum noch zu finden sind.
Am 16. Oktober lag der Goldpreis im Großen Basar morgens bei 5.900 Türkischen Lira pro Gramm, nur um wenige Stunden später in Kuyumcukent bereits auf 6.050 Lira zu klettern. Händler berichten, dass zwar einige Kunden Gold verkaufen, um größere Anschaffungen wie ein Auto oder eine Wohnung zu finanzieren – doch die überwältigende Mehrheit kauft oder hält ihr Gold.
„Etwa 90 Prozent der Menschen kaufen, nur sehr wenige verkaufen“, sagte Hakkı Can Özdemir, Marktanalyst und erfahrener Händler im Großen Basar. „Seit September ist die Nachfrage sprunghaft gestiegen, während das Angebot knapp bleibt. Wir verkaufen derzeit zehn- bis zwanzigmal mehr Gold, als wir einkaufen können.“
Der Ansturm betrifft nicht nur Gold: Auch Silberverkäufe ziehen stark an, da viele, die sich Gold nicht mehr leisten können, auf günstigere Alternativen ausweichen. Beliebt sind Grammbarren, traditionelle Armreifen und Silberschmuck.
Zudem bilden sich Schlangen vor Wechselstuben, wo Bürger ihre Dollar- und Euro-Ersparnisse in Gold umtauschen. „Viele lösen ihre Fremdwährungsguthaben auf und investieren in Gold oder Silber“, erklärte Özdemir.
Händler führen den Rekordlauf auf eine Kombination globaler und lokaler Faktoren zurück: Geopolitische Spannungen, Sorgen über die Weltwirtschaft, Zentralbankkäufe, die Erwartung von Zinssenkungen der US-Notenbank sowie politische Unsicherheiten in Washington.
„Die Nachfrage ist extrem stark, das Angebot reicht einfach nicht aus“, so Özdemir. Die Goldimporte der Türkeihätten mit dem Boom auf dem Inlandsmarkt nicht Schritt gehalten.
Fürs Erste, sagen die Juweliere, seien Hausfrauen, Rentner und Kleinanleger, die bereits Gold besitzen, die großen Gewinner dieser außergewöhnlichen Rally.