ISTANBUL – Die Türkei hat das Potenzial, jährlich mehr als 30 Milliarden US-Dollar an ausländischen Direktinvestitionen (FDI) anzuziehen. Ob dieses Ziel bis 2026 erreicht werden kann, hängt jedoch von politischer Stabilität, der Umsetzung von Reformen und dem Vertrauen der Investoren ab, erklärte ein Branchenvertreter.
Tolga Demirözü, Vorsitzender der in Istanbul ansässigen International Investors’ Association (YASED), teilte der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu mit, dass die Türkei im vergangenen Jahr 11,6 Milliarden US-Dollar an FDI verzeichnete – ein Plus von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr – und damit noch unter dem geschätzten Potenzial von 1,5 Prozent des globalen FDI-Anteils liegt.
Demirözü erklärte, dass eine straffere Geldpolitik, fiskalische Disziplin und eine verbesserte Kommunikationsstrategie seit März 2024 das Risikoempfinden verbessert und das Vertrauen der Investoren in die Ziele des mittelfristigen Programms der Türkei gestärkt haben. „Fortschritte bei der grünen Transformation und der Digitalisierung haben die Erwartungen der Investoren positiv beeinflusst und Direktinvestitionen gefördert“, sagte er.
Trotz der wiedergewonnenen Investorenbereitschaft bleibe vorsichtiger Optimismus angebracht. Stabilität im Entinflationsprozess sowie die Fortsetzung struktureller Reformen seien entscheidend. Demirözü betonte, dass konkrete politische Maßnahmen in allen Bereichen unter öffentlicher und privater Zusammenarbeit notwendig seien, um das Vertrauen der Investoren zu sichern.
Reformen wie die Modernisierung der Zollunion, die Beschleunigung der Freihandelsverhandlungen mit EU-Partnerländern und die Harmonisierung mit dem Union Customs Code könnten die Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Gleichzeitig warnte er vor Unsicherheiten durch die EU-Initiative „Buy European“ in einigen Sektoren. Ein erhebliches Risiko sieht YASED zudem in einer möglichen Ausgrenzung der Türkei bei der Regelung zur grünen Transformation von Fahrzeugflotten.
Zwischen 2003 und 2024 entfielen rund 58 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen in der Türkei auf EU-Mitgliedstaaten. Von Januar bis Oktober 2025 stieg der Anteil der EU auf 65 Prozent.