In der Energiegewinnung verzeichnet die Türkei historische Höchststände: Laut Ahmet Türkoğlu, dem Generaldirektor der Türkischen Petroleumgesellschaft (TPAO), wurden allein in diesem Jahr bisher 20,4 Millionen Barrel Rohöl und 1,4 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefördert – ein neuer Rekord. Auch im Ausland erreichte die TPAO eine beachtliche Ölproduktion von 16,8 Millionen Barrel.
Türkoğlu stellte die aktuellen Zahlen im Rahmen einer Präsentation vor dem parlamentarischen Ausschuss für öffentliche Unternehmen (KİT) vor. „Im vergangenen Jahr produzierten wir im Inland 33,7 Millionen Barrel Rohöl und 2,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas. In diesem Jahr sind wir auf dem besten Weg, diese Zahlen deutlich zu übertreffen“, erklärte er. Gleichzeitig kündigte er an, dass die Zahl der landesweit eingesetzten Bohrtürme von aktuell 51 auf 80 im kommenden Jahr erhöht werden soll.
Internationale Kooperationen und wachsendes Interesse
Die Türkei investiert massiv in eigene Energiequellen und setzt auf technologische Eigenständigkeit. Dabei weckt sie zunehmend das Interesse internationaler Unternehmen. Türkoğlu betonte, dass die türkischen Aktivitäten inzwischen als Vorbild für zahlreiche Staaten und Konzerne dienen. So plant die TPAO unter anderem, ihre Aktivitäten in Ländern wie Aserbaidschan, dem Irak, Russland, Afghanistan, Somalia, Pakistan und Ungarn auszubauen.
Platz 74 unter den weltweiten Ölkonzernen
Ein bedeutender Meilenstein war die Entdeckung der Fördergebiete im Şırnak-Gabar-Gebirge und des Sakarya-Gasfeldes im Schwarzen Meer. Türkoğlu bezifferte die derzeitige Tagesproduktion auf etwa 300.000 Barrel Öläquivalent. Damit hat sich die TPAO unter den 100 größten Ölunternehmen der Welt um 14 Plätze verbessert. Zudem sind bereits 92 Bohrungen abgeschlossen, die alle in Produktion sind – bis Jahresende sollen es mehr als 200 sein.
Fortschritte auch auf See: Osmangazi-Plattform liefert Gas
Türkoğlu wies zudem auf die Fortschritte beim Projekt der Osmangazi-Förderplattform hin, die sich derzeit im Filyos-Hafen befindet. Das Projekt befinde sich derzeit in Phase 1 mit einer Tagesleistung von 9,5 Millionen Kubikmetern. Phase 2 mit dem Ziel von 20 Millionen Kubikmetern sei bereits angelaufen. In Phase 3 strebt man schließlich eine Produktion von 40 Millionen Kubikmetern an.
LNG-Handel mit 34 Ländern
Auch im Bereich Flüssigerdgas (LNG) ist die Türkei aktiv. BOTAŞ-Generaldirektor Abdulvahit Fidan erklärte, dass die Türkei mittlerweile mit 34 Ländern LNG-Handel betreibt. Im Jahr 2024 wurden 51,9 Milliarden Kubikmeter Erdgas importiert. Für das Gesamtjahr wird ein Verbrauch von etwa 58,2 Milliarden Kubikmetern erwartet. Die derzeitige Vergasungskapazität liegt bei 161 Millionen Kubikmetern pro Tag. BOTAŞ plant bis 2025 Investitionen von rund 45,8 Milliarden Lira.
Zu den wichtigsten Projekten gehören der Ausbau der Erdgasspeicher in Tuz Gölü und in der Nord-Marmara-Region, der Bau neuer Kompressorstationen sowie die Erweiterung der Gasversorgung in ländlichen Gebieten. Auch eine neue Tankfarm in Ceyhan wird errichtet.
Sicherheit in Zeiten geopolitischer Spannungen
Angesichts der angespannten Lage im Nahen Osten betonten Vertreter des Energieministeriums die Bedeutung der Versorgungssicherheit. Staatssekretär Nevzat Şatıroğlu kündigte an, die Speicherfähigkeit in den unterirdischen Gasspeichern solle von derzeit 12 auf künftig 20 Prozent des Jahresverbrauchs gesteigert werden. Sein Kollege Ahmet Berat Çonkar ergänzte, dass BOTAŞ derzeit schuldenfrei sei und frühzeitig Maßnahmen zur Sicherstellung der Energieversorgung im Winter getroffen habe.
Zudem wurde das Gasabkommen mit Aserbaidschan bis Ende 2030 verlängert und langfristige LNG-Verträge mit verschiedenen Unternehmen bis 2037 abgeschlossen.