Eskişehir wird zum neuen Zentrum für chinesische Automobiltechnologie: Im Herbst startet SWM Motors mit der Produktion seines ersten SUV-Modells in der Türkei. Langfristig soll die Fabrik auch Elektro- und Hybridfahrzeuge produzieren und zum Exportstandort werden.
Mit der Montage ihrer Fahrzeuge im türkischen Eskişehir treibt die chinesische Automarke SWM Motors ihre Internationalisierungsstrategie voran. In Kooperation mit der Urzema Holding wird das Unternehmen ein 38.000 Quadratmeter großes Werk – davon 13.000 Quadratmeter überdacht – im Eskişehir Organize Sanayi Bölgesi (EOSB) betreiben. Bereits im September 2025 soll der erste SUV vom Band rollen.
Vom Montagewerk zur Hightech-Produktion
In der ersten Phase konzentriert sich SWM Motors auf die Montage von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Die nötigen Fahrzeugteile werden zunächst aus China importiert. Ab dem Jahr 2027 will das Unternehmen dann mit dem Export der Fahrzeuge beginnen und sukzessive auf Hybrid- und Elektroantriebe umstellen. Langfristig soll die Produktion von einem reinen Montagebetrieb zu einem hochintegrierten Fertigungsstandort mit erheblichem Lokalanteil wachsen.
Murat Ertaş, CEO der Urzema Holding, betont die strategische Entscheidung für Eskişehir: „Die Region hat eine lange Tradition in der Motorenfertigung, etwa für Flugzeuge und Kühlschränke. Dieses Know-how wollen wir nutzen.“ Mit einem lokalen Bildungs- und Ausbildungsprogramm sollen zudem zukünftige Fachkräfte wie Vorarbeiter und Meister ausgebildet werden.
Lokale Wertschöpfung soll wachsen
Bereits in der ersten Phase liegt der Anteil der lokalen Wertschöpfung laut Ertaş bei 20 bis 25 Prozent und damit über dem Branchendurchschnitt für neue Investitionen. In den nächsten drei Jahren soll dieser Anteil auf über 50 Prozent steigen. Das Ziel besteht darin, nicht nur ein Montagewerk zu betreiben, sondern ein ökonomisch stark vernetztes Produktionszentrum zu etablieren.
In der ersten Produktionsphase ist eine Jahreskapazität von 9.000 Fahrzeugen vorgesehen. In der zweiten Phase soll diese auf 100.000 bis 150.000 Fahrzeuge steigen. Bis zum Jahr 2028 plant SWM Motors sogar eine Jahresproduktion von 200.000 bis 250.000 Einheiten.
Eskişehir setzt auf Technologieexport
Nadir Küpeli, der Vorstandsvorsitzende der EOSB, sieht in der Ansiedlung einen großen Schritt für die Stadt: „Seit 1961 haben wir auf eine echte Automobilproduktion gewartet. Jetzt ist es soweit.” Er hebt hervor, dass bereits ein Drittel der Exporte Eskişehirs aus Hochtechnologieprodukten besteht und dieser Anteil durch die Fahrzeugproduktion noch steigen könnte.
Küpeli betont auch die Bedeutung der Investition für das Ansehen der Türkei als verlässlicher Produktionsstandort: „Dass sich ein internationales Unternehmen wie SWM Motors für unsere Region entscheidet, zeigt das Vertrauen in unser Land und unsere Infrastruktur.“
Erste Fahrzeuge im Herbst – Ausbau geplant
Voraussichtlich Anfang September sollen die ersten Fahrzeuge, genauer gesagt der überarbeitete SWM G01F SUV, die Produktionslinie verlassen. Diese Termine hängen allerdings auch von der Abnahme durch internationale Qualitätsprüfstellen ab.
Zum Start sind 40 bis 45 Mitarbeiter vorgesehen. Bis zum Jahr 2026 soll die Zahl auf 100 steigen. Mit dem geplanten Ausbau im Rahmen der zweiten Phase könnten zudem bis zu 2.000 Arbeitsplätze entstehen.