Spektakuläre Zinswende in der Türkei? JP Morgan prophezeit radikale Leitzinssenkungen

(Bild: bigpara – Hürriyet)
26.11.2025 – 6:30 Uhr

Nach Einschätzung der US-Großbank JP Morgan steht der türkischen Notenbank (TCMB) eine deutliche Zinssenkung bevor. Wie Fatih Akçelik, Türkei-Ökonom der Bank, in einer Live-Schaltung im Sender CNBC-e erläuterte, erwartet er für die anstehende Sitzung des Zentralbankausschusses eine Reduzierung des Leitzinses um 100 Basispunkte.

Trotz des lockeren Kurses geht Akçelik davon aus, dass die Inflation zum Jahresende bei etwa 32 Prozent liegen wird. „Im November und Dezember könnte die monatliche Inflationsrate niedrig ausfallen, aber im Januar werden die üblichen Preisanpassungen sie wieder in die Höhe treiben“, so der Ökonom. Er rechnet für Januar mit einer monatlichen Teuerungsrate von 3,5 bis 4,0 Prozent. Dies bedeute jedoch, dass der Desinflationsprozess – also das langsamere Steigen der Preise – intakt bleibe und die Situation weiterhin als beherrschbar eingeschätzt werde.

Der eigentliche radikale Kurs zeichnet sich für das kommende Jahr ab. JP Morgan prognostiziert für 2024 eine Inflation von 23 Prozent. Entsprechend soll die TCMB ihren lockeren Kurs fortsetzen. „Wir erwarten, dass die Zentralbank bei ihren acht Sitzungen im nächsten Jahr vorsichtig agiert und bei jeder Sitzung weitere 100 Basispunkte senkt”, so Akçelik. Da sich der Prozess der Desinflation 2024 verlangsamen werde, müsse die Notenbank besonders umsichtig handeln.

Trotz der erwarteten lockeren Geldpolitik und der daraus resultierenden langsameren Aufwertung der türkischen Lira sieht Akçelik derzeit keine Gefahr einer raschen Abwertung oder einer Flucht in Fremdwährungen (Dollarisierung). „Ich glaube nicht, dass es ein Dollarisierungsrisiko gibt“, sagte er. Auch bezüglich der Währungsreserven gab der Ökonom Entwarnung. Die Bruttoreserven seien auf einem ausreichenden Niveau und das Leistungsbilanzdefizit werde trotz einer erwarteten Zunahme auf einem beherrschbaren Level bleiben.