Die Auslandsverschuldung der Türkei hat im ersten Quartal 2025 einen neuen Höchststand erreicht. Wie aus aktuellen Zahlen des türkischen Finanzministeriums hervorgeht, stieg der Bruttoauslandsverschuldungsstand des Landes bis Ende März auf 527,5 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht einem Anstieg von 2,2 Prozent gegenüber dem Jahresende 2024, sodass die Pro-Kopf-Auslandsverschuldung mit durchschnittlich 6.150 US-Dollar erstmals einen neuen Höchststand erreicht hat.
Private Wirtschaft trägt größte Last
Von der Gesamtsumme entfällt mit rund 276,9 Milliarden Dollar der größte Teil der Schulden auf den privaten Sektor. Der öffentliche Sektor ist mit 220,5 Milliarden Dollar verschuldet, während die Zentralbank Auslandsschulden in Höhe von 30,1 Milliarden Dollar ausweist. Im ersten Quartal 2025 erhöhte sich die Auslandsverschuldung des privaten Sektors um 4,5 Prozent (12 Milliarden US-Dollar), die des öffentlichen Sektors um 1,9 Prozent (2,2 Milliarden US-Dollar). Im Gegensatz dazu reduzierte die Zentralbank ihre Auslandsschulden deutlich um 13,5 Prozent (4,7 Milliarden US-Dollar).
Bevölkerung und Schuldenlast
Basierend auf den Daten des adressbasierten Bevölkerungsregisters (ADNKS) wird die türkische Bevölkerung Ende März 2025 auf rund 85,77 Millionen Menschen geschätzt. Auf dieser Grundlage ergibt sich ein Pro-Kopf-Wert der Auslandsverschuldung von 6.150 US-Dollar, was einen historischen Höchstwert darstellt.
Gleichzeitig zeigt die Statistikbehörde TÜİK, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Türkei zum Ende des ersten Quartals 2025 auf 1,37 Billionen US-Dollar gestiegen ist. Damit liegt das Pro-Kopf-BIP bei rund 15 982 US-Dollar, was ebenfalls einen Rekordwert darstellt. Trotz des Anstiegs der Pro-Kopf-Verschuldung verringerte sich deren Verhältnis zum Pro-Kopf-BIP dadurch von 39 Prozent (Ende 2024) auf 38,5 Prozent. Dies ist ein positives Signal in Bezug auf die finanzielle Tragfähigkeit des Landes.
Historische Entwicklung: Auf und Ab der Schuldenquote
Das Verhältnis von Pro-Kopf-Auslandsverschuldung zu Pro-Kopf-BIP zeigt eine bewegte Entwicklung: Es lag im Jahr 2000 bei 41,2 Prozent, schoss jedoch infolge der Wirtschaftskrise 2001 auf fast 54 Prozent. Im Zuge wirtschaftlicher Stabilität sank dieser Wert bis 2005 auf 34,5 Prozent, den niedrigsten Stand der vergangenen 25 Jahre. Mit dem politischen Wandel im Jahr 2017 und der Einführung des Präsidialsystems stieg die Quote jedoch erneut deutlich an: auf 52,5 Prozent im Jahr 2018 und 53,5 Prozent im Jahr 2019.
Währungsstruktur der Schulden
Die Schulden sind stark vom US-Dollar geprägt: 54,1 Prozent (285,5 Mrd. USD) der Bruttoschulden entfallen auf die US-Währung und 27,7 Prozent (146,2 Mrd. USD) auf den Euro. Der verbleibende Teil besteht aus Krediten in Türkischer Lira (8,9 %), Sonderziehungsrechten (1,4 %), Japanischem Yen (0,7 %) und anderen Währungen (7,1 %).
Gläubigerstruktur: Mehrheitlich private Investoren
Mit 319,7 Milliarden US-Dollar ist ein Großteil der türkischen Auslandsverschuldung bei privaten ausländischen Gläubigern angesiedelt. Davon entfallen 227,8 Milliarden Dollar auf kommerzielle Banken, Entwicklungs- und Investitionsbanken sowie andere Finanzinstitutionen. Weitere 91,9 Milliarden Dollar schuldet die Türkei nicht-monetären Institutionen. Hinzu kommen 55,1 Milliarden Dollar Schulden bei ausländischen Regierungen und internationalen Organisationen sowie 152,6 Milliarden Dollar durch Anleihen und weitere Kreditvereinbarungen.
Pandemiekrise und wirtschaftliche Erholung
Der Tiefpunkt der Pro-Kopf-Verschuldungsquote wurde im Pandemiejahr 2020 erreicht: Das Pro-Kopf-BIP fiel auf 8.600 US-Dollar, während die Verschuldung bei über 5.000 US-Dollar lag – das Verhältnis stieg somit auf 58,8 Prozent. Seitdem hat sich das Bild stetig verbessert: 2021 lag das Verhältnis bei 52,6 Prozent, 2022 bei 49,4 Prozent, 2023 bei 43,4 Prozent und Ende 2024 schließlich bei 39 Prozent. Bis März 2025 sank es weiter auf 38,5 Prozent – ein Rückgang um über 20 Prozentpunkte im Vergleich zu 2020.
Was bedeutet „Pro-Kopf-Auslandsverschuldung“?
Der Begriff beschreibt den durchschnittlichen Schuldenanteil eines jeden Bürgers, wenn man die gesamte Auslandsverschuldung eines Landes durch seine Bevölkerung teilt. Es handelt sich dabei um einen rein statistischen Wert, der keine rechtliche Verantwortung für die Rückzahlung bedeutet. Vielmehr ist dieser Indikator ein wichtiges Maß für die internationale Kreditwürdigkeit eines Landes, insbesondere für Volkswirtschaften mit hohem Bedarf an ausländischen Investitionen.