Die türkische Bauwirtschaft hat im September ein historisches Rekordhoch erreicht. Wie das türkische Statistikamt TÜİK mitteilte, schnellte die Bauproduktion im Vergleich zum Vorjahresmonat um 29,9 Prozent nach oben. Damit kletterte der Bauproduktionsindex auf den höchsten Stand seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2017.
Maßgeblich getrieben wurde diese beeindruckende Steigerung vom Hochbau, der ein Plus von 31,2 Prozent verzeichnete. Der Tiefbau legte um 23,3 Prozent zu und die Bauaktivitäten im privaten Sektor nahmen um 30,1 Prozent zu.
Professor Ali Hepşen von der Universität Istanbul zufolge spiegelt der starke Anstieg im Hochbau den Schwung wider, der von Wohnbauprojekten ausgeht. Das Wachstum im Tiefbau sei zwar positiv, aber weniger dynamisch. Hepşen betonte, dass die Expansion vor allem von der Privatwirtschaft und nicht von öffentlichen Projekten getragen wird.
Als Hauptgründe für den Boom nannte der Experte die Wiederaufbauarbeiten nach den Erdbeben und die sozialen Wohnbauprogramme der staatlichen Wohnungsbaubehörde TOKİ. Während viele Wohnprojekte dem Abschluss nahe sind, starten gleichzeitig neue Bauphasen.
Trotz der Rekordzahlen mahnte Hepşen zur Vorsicht. Ob dies der Beginn einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung sei, bleibe ungewiss. „Solche Spitzenwerte können den Start eines kräftigen Wachstumszyklus markieren, aber auch einer Korrektur vorausgehen“, so der Professor. Entscheidend für die weitere Entwicklung sei, ob die Produktion durch echte Nachfrage und günstige Finanzierung getragen werde oder nur durch die Notwendigkeit, begonnene Projekte abzuschließen. Nur wenn die Kreditkanäle offenblieben und die Verkäufe stabil verliefen, könne der Sektor auf diesem Höhepunkt aufbauen.