Die Ratingagentur Moody’s sieht den positiven Trend in der Bewertung der türkischen Kreditwürdigkeit an einem Wendepunkt angelangt. Laut dem leitenden Kreditexperten Alexander Perjessy hat die bisherige Aufwärtsdynamik ein Plateau erreicht. Gleichzeitig verlangsame sich der Deflationsprozess deutlich, so Perjessy bei einer Veranstaltung in Istanbul.
Der Moody’s-Vertreter betonte, die Türkische Zentralbank (TCMB) könne zwar derzeit weitgehend unabhängig handeln, eine gesetzlich verankerte Unabhängigkeit fehle jedoch weiterhin. Änderungen im Zentralbankgesetz seien bislang ausgeblieben, was die institutionelle Stabilität begrenze.
Perjessy verwies zudem auf anhaltende politische Spannungen, die das Vertrauen internationaler Investoren beeinträchtigen könnten. „Politische Entwicklungen haben in der Vergangenheit immer wieder das wirtschaftliche Gleichgewicht gestört“, sagte er. Dies könne künftig auch die Umsetzung der Geldpolitik erschweren.
Nach Einschätzung von Moody’s bleiben die strukturellen Schwächen der türkischen Institutionen im internationalen Vergleich bestehen. Diese sind anfälliger für politische Einflussnahme und daher weniger robust als in anderen Schwellenländern.
Zudem zeigten sich die Devisenreserven weiterhin schwach, was die finanzielle Pufferfähigkeit des Landes einschränkt. Um die anhaltend hohe Inflation nachhaltig zu bremsen, könnte laut Moody’s ein längerer Zeitraum wirtschaftlicher Abkühlung erforderlich sein.