Istanbul. Die neue Förderinitiative der Europäischen Union für die Automobilbranche, die Subventionen und Anreize an die Bedingung „Made in EU“ knüpft, setzt die türkische Autoindustrie unter erheblichen Druck.
Der Präsident des Automobilherstellerverbands OSD, Cengiz Eroldu, warnte, dass die Ausgrenzung von in der Türkei hergestellten Fahrzeugen und Bauteilen die Vorteile der Zollunion untergraben und deren Wirkung faktisch außer Kraft setzen könnte. Die Aufnahme der Türkei in die Definition sei strategisch zwingend erforderlich, betonte er.
Die EU hatte letzte Woche ein überarbeitetes Automobilpaket vorgestellt, das das CO₂-Null-Emissionsziel 2035 zwar verschiebt, die Bedingung „Made in EU“ jedoch bekräftigt. Experten sehen darin eine protektionistische Industriepolitik, die den Zugang türkischer Hersteller zu europäischen Märkten und Investitionen erheblich erschweren könnte.
Die Türkei, deren Automobilindustrie 17 Prozent der Gesamtexporte ausmacht, könnte stark betroffen sein. Zwar beinhaltet das Paket Unterstützung für Batterieproduktion, administrative Erleichterungen und Förderungen für kleine Elektrofahrzeuge, doch alle Vorteile setzen voraus, dass die Produktion innerhalb der EU erfolgt.
Eroldu warnte zudem, dass chinesische Investoren in der Türkei nur dann ungehindert exportieren könnten, wenn sie auch lokal Batterien produzieren – ein Szenario, das die Zollunion insgesamt infrage stellen könnte.
Die EU-Kommission plant eine Konsultation zur Definition von „Made in EU“ am 28. Januar 2026. Laut Eroldu wird diese Definition zunächst die Automobilindustrie betreffen, könnte jedoch langfristig die gesamte Industriepolitik Europas prägen.
„Für die Wettbewerbsfähigkeit der türkischen und europäischen Automobilindustrie ist die Einbeziehung der Türkei von strategischer Bedeutung“, unterstrich Eroldu.