Die wirtschaftliche Krise in der Türkei treibt immer mehr Menschen zu digitalen Alternativen. Während die türkische Lira dramatisch an Wert verliert, erlebt Bitcoin im Land einen beispiellosen Höhenflug. In Lira gerechnet erreichte die Kryptowährung zuletzt ein Allzeithoch nach dem anderen – ein deutliches Signal für die massive Kapitalflucht aus dem türkischen Währungssystem.
In den vergangenen Monaten verlor die Lira über 25 Prozent ihres Wertes gegenüber dem Euro. Am 4. Juni notierte der Euro bei einem Rekordkurs von nahezu 45 Lira. Gleichzeitig entwickelte sich der Bitcoin-Kurs in der Landeswährung überdurchschnittlich stark. Für viele Bürger ist der Umstieg auf Kryptowährungen offenbar keine Spekulation mehr, sondern eine Frage der Selbsterhaltung.
Inflation drückt, Vertrauen schwindet
Die Teuerung bleibt eines der drängendsten Probleme in der Türkei: Laut dem türkischen Statistikamt TÜiK lag die Inflationsrate im Mai 2025 bei 35,41 Prozent und damit zwar deutlich unter dem Vorjahreswert von 75,45 Prozent, aber weiterhin auf einem besorgniserregenden Niveau. Besonders stark betroffen sind die Bereiche Bildung (plus 71,7 Prozent) und Wohnraummieten (plus 67,4 Prozent).
Die Zentralbank stemmt sich mit einem Leitzins von 46 Prozent – einem der höchsten weltweit – gegen die Inflation. Doch der erhoffte Effekt bleibt bislang aus. Um den Kurs der Lira zu stabilisieren, wurden über 57 Milliarden US-Dollar an Devisenreserven verkauft. Die Wirkung war jedoch kaum spürbar.
Bitcoin als Ausweg?
In dieser angespannten Lage wenden sich viele Türken alternativen Wertspeichern zu. Laut aktuellen Studien liegt die Türkei weltweit auf Platz drei beim Besitz von Kryptowährungen. Bitcoin gilt inzwischen in vielen Haushalten als sicherer Hafen – fernab staatlicher Kontrolle und wirtschaftlicher Instabilität.