Nach der Veröffentlichung überraschend niedriger Inflationszahlen durch das türkische Statistikamt TÜİK haben die internationalen Finanzinstitute Citi und Goldman Sachs ihre Einschätzungen zur wirtschaftlichen Entwicklung der Türkei aktualisiert. Beide Banken analysierten die aktuellen Daten und veröffentlichten neue Prognosen zu Inflation und Leitzins.
TÜİK überrascht mit niedrigeren Inflationszahlen
Laut den am Dienstag veröffentlichten Zahlen stieg die Inflation in der Türkei im Juli um 2,06 Prozent gegenüber dem Vormonat. Auf Jahressicht lag die Teuerungsrate bei 33,52 Prozent. Damit blieb die Inflation unter den Erwartungen vieler Ökonomen sowie unter der Prognose von Citi und Goldman Sachs, die beide mit 34,1 Prozent gerechnet hatten.
Zum Vergleich: Im Juni betrug die monatliche Teuerung 1,37 Prozent und die jährliche lag bei 35,05 Prozent. Während die Inflation im Monatsvergleich also leicht anzog, zeigte sich auf Jahresbasis eine leichte Entspannung.
Citi erwartet Zinssatzstabilität – Inflation sinkt nur langsam
In ihrer aktuellen Analyse geht die US-Bank davon aus, dass die Jahresinflation bis Ende 2025 auf etwa 30 Prozent zurückgehen könnte. Allerdings betont die Bank, dass die Risiken für weiter steigende Preise hoch sind.
Mit Blick auf die Geldpolitik rechnet Citi damit, dass die türkische Zentralbank den Leitzins bis Jahresende bei 38 Prozent belassen wird. In ihrem Bericht kritisiert die Bank zudem die starke Abhängigkeit von der Geldpolitik im Kampf gegen die Inflation. Die wirtschaftlichen Kosten dieser Strategie würden zunehmend sichtbar, was die Wahrscheinlichkeit einer geldpolitischen Lockerung in den kommenden Monaten erhöhen könnte.
Goldman Sachs: Monatliche Teuerung durch Sonderfaktoren getrieben
Auch Goldman Sachs hat die aktuellen TÜİK-Daten unter die Lupe genommen. In ihrer Analyse stellten die Chefvolkswirte Clemens Grafe und Başak Edizgil fest, dass die niedrigere Jahresinflation vor allem auf günstige Basiseffekte zurückzuführen ist. Gleichzeitig betonten sie, dass der monatliche Preisanstieg im Juli durch eine Reihe temporärer Faktoren verstärkt wurde, darunter staatlich regulierte Preisanpassungen, Steueränderungen sowie saisonale Effekte wie höhere Mietanpassungen.
Rückläufige Preise bei frischen Lebensmitteln und Bekleidung hätten jedoch dabei geholfen, die monatliche Inflationsdynamik abzufedern. Während sich die Inflation im Dienstleistungssektor etwas verlangsamte, sei bei den Kerninflationsraten weiterhin eine starke Preisentwicklung zu beobachten.