Inflation über 35 Prozent, Lira sackt ab: So will die Türkei jetzt die Wirtschaft retten

25.06.2025 – 6:30 Uhr

Die türkische Wirtschaft steckt weiterhin tief in der Krise. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtet, liegt die Inflationsrate aktuell bei besorgniserregenden 35,4 Prozent. Gleichzeitig verliert die Landeswährung Lira weiter an Wert und ist derzeit nur noch etwa 0,025 US-Dollar wert – ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Kurs von vor drei Jahren, als eine Lira noch 0,07 US-Dollar entsprach.

Die wirtschaftliche Unsicherheit wurde durch die politische Entwicklung zusätzlich verstärkt. So führte die Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu Mitte März zu deutlichen Einbrüchen am türkischen Aktienmarkt, wie aus dem FAZ-Bericht hervorgeht.

Harter Leitzins gegen die Inflation

Um die rapide Entwertung der Lira aufzuhalten, hat die türkische Zentralbank den Leitzins drastisch erhöht und hält ihn derzeit bei 46 Prozent. Diese Maßnahme stieß allerdings auf geteilte Reaktionen: Während sie der Währungsstabilisierung dienen soll, klagen Wirtschaft und Bevölkerung über teure Kredite und steigende Kosten. Experten gehen davon aus, dass eine Zinssenkung frühestens Ende Juli in Betracht gezogen wird.

Optimismus vom Wirtschaftsminister

Trotz der schwierigen Lage gibt sich der türkische Wirtschafts- und Finanzminister Mehmet Şimşek zuversichtlich. In mehreren Interviews betonte er, „gute Gründe zu haben, optimistisch zu sein”. Şimşek erwartet, dass die Inflation nachhaltig sinken wird, was zu einer verbesserten finanziellen Stabilität führen könnte – eine wichtige Botschaft vor allem für ausländische Investoren.

Zu den Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft gehören laut Şimşek umfangreiche Kreditförderprogramme sowie eine Ausweitung der staatlichen Finanzierung. Bemerkenswert ist zudem, dass im vergangenen Jahr erstmals 473.000 Menschen in der Türkei eine Steuererklärung abgegeben haben – ein Indiz für eine verbesserte Steuerbasis.

Potenziale durch geopolitische Entwicklungen

Şimşek verweist zudem auf weitere positive Faktoren: Die Selbstauflösung der Terrororganisation PKK würde die staatlichen Sicherheitsausgaben reduzieren und somit Mittel für produktivere Zwecke freisetzen. Darüber hinaus sieht er durch eine mögliche Beteiligung am Wiederaufbau Syriens Chancen für die türkische Wirtschaft, sollte das Assad-Regime tatsächlich gestürzt werden.

Experten warnen vor Risiken

Dennoch warnen die Experten der türkischen Bank BBVA-Garanti vor erheblichen Risiken. Unverankerte Inflationserwartungen, steigende Lebensmittelpreise aufgrund eines späten Frosts sowie Unsicherheiten im Fiskalkurs könnten die wirtschaftliche Erholung bremsen. Sie prognostizieren, dass die Inflation zum Jahresende bei etwa 31 Prozent liegen könnte – deutlich über dem offiziellen Ziel der Notenbank von fünf Prozent.

Im Frühjahr des vergangenen Jahres hatte die Inflation in der Türkei sogar noch bei 75 Prozent gelegen. Ende 2024 senkte die Zentralbank die Zinsen von 50 auf 42,5 Prozent – eine Entscheidung, deren Wirkung angesichts der anhaltenden geopolitischen Spannungen in der Region, etwa durch den Konflikt zwischen Israel und dem Iran, noch schwer abzuschätzen ist.

Quellen: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Business Insider (BI)