Die Inflation in der Türkei ist im Juni überraschend stark zurückgegangen. Laut den aktuellen Zahlen der türkischen Statistikbehörde TÜIK sank die jährliche Teuerungsrate auf 35,05 Prozent, nachdem sie im Mai noch bei 35,41 Prozent gelegen hatte. Die monatliche Inflation lag bei 1,37 Prozent und damit ebenfalls unter den Erwartungen der Analysten. Diese hatten laut einer Bloomberg-Umfrage mit einer monatlichen Inflation von 1,6 Prozent und einer jährlichen Inflation von 35,38 Prozent gerechnet.
Die neuesten Daten stärken die Hoffnung auf mögliche Zinssenkungen in naher Zukunft, da die geldpolitischen Maßnahmen zur Eindämmung der Inflation erste Wirkung zeigen.
Auch die sogenannte Kerninflation, bei der schwankungsanfällige Preise wie Energie und Nahrungsmittel ausgeklammert werden, stieg im Juni nur leicht auf 35,64 Prozent und lag damit minimal über dem erwarteten Wert von 35,30 Prozent.
Deutliche Unterschiede bei den Ausgabenkategorien
Besonders stark verteuerten sich in den letzten zwölf Monaten die Wohnkosten mit einem Anstieg von 65,54 Prozent. Die Ausgaben für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke stiegen um 30,20 Prozent, der Bereich Verkehr um 27,72 Prozent.
Auf Monatsebene zeigte sich hingegen eine gemischte Entwicklung: Während die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke um 0,27 Prozent sanken, legten die Preise für Verkehr und Wohnen um 2,38 Prozent bzw. 2,62 Prozent zu.
Von den insgesamt 143 erfassten Ausgabengruppen nach COICOP-Klassifikation sanken die Preise in 26 Gruppen, blieben in fünf Gruppen unverändert und stiegen in 112 Gruppen.
Auch auf der Produktionsseite setzte sich der Preisauftrieb fort: Der Erzeugerpreisindex (Yİ-ÜFE) stieg im Juni um 2,46 Prozent gegenüber dem Vormonat, was einer jährlichen Steigerung von 24,45 Prozent entspricht. Im Mai lag die Jahresrate noch bei 23,13 Prozent.
Finanzminister Şimşek optimistisch
Der türkische Finanzminister Mehmet Şimşek äußerte sich in den sozialen Medien positiv über die Entwicklung. Er betonte, dass der Inflationsanstieg im Juni trotz geopolitischer Spannungen und gestiegener Ölpreise moderat ausgefallen sei. „Die rückläufigen Rohstoffpreise, die sinkende Volatilität an den Finanzmärkten, verbesserte Inflationserwartungen sowie unterstützende Nachfragetrends werden in der zweiten Jahreshälfte zur weiteren Abschwächung der Inflation beitragen“, schrieb er.
Besonders erfreulich sei, dass selbst im preisstabilen Dienstleistungssektor die Inflation erstmals seit drei Jahren unter 50 Prozent gefallen sei. Şimşek versicherte: „Unsere Entschlossenheit im Kampf gegen die Inflation wird durch die aktuellen Zahlen bestätigt. Die Verlangsamung der Preissteigerungen in Bereichen wie Nahrungsmittel, langlebige Konsumgüter, Bildung und Verkehr ist bereits deutlich spürbar – und dieser Trend wird sich fortsetzen.“