Erdal Bahçıvan, der Präsident der Industrie- und Handelskammer von Istanbul (İSO), schlägt Alarm: Die wirtschaftliche Situation der türkischen Industrie habe einen kritischen Punkt überschritten. Angesichts erneut rückläufiger Zahlen im Einkaufsmanagerindex (PMI) spricht Bahçıvan von einem „sehr ernsten Zustand“, der schnelles politisches und wirtschaftliches Handeln erfordere.
PMI deutlich unter der Schwelle
Die jüngst veröffentlichten Zahlen des Türkiye İmalat PMI (Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe) zeigen erneut eine alarmierende Entwicklung. Seit 16 Monaten liegt der Index unter dem neutralen Wert von 50 Punkten – ein klares Signal für einen anhaltenden Rückgang der industriellen Aktivität.
„Die Bedingungen, unter denen unsere Industrie derzeit produziert, sind untragbar geworden“, erklärte Bahçıvan. Die aktuellen Juli-Daten hätten die kritische Lage erneut bestätigt und verdeutlicht, wie tief die Krise inzwischen greift.
„Wir haben die Schmerzgrenze überschritten“
Besonders besorgniserregend seien laut Bahçıvan die Entwicklungen in den traditionellen, arbeitsintensiven Branchen. Alle zehn vom Sektoren-PMI erfassten Industriebereiche verzeichneten im Juli Rückgänge – eine Fortsetzung des Negativtrends aus dem Vormonat Juni.
„Wir Industriebetriebe haben im Kampf gegen die Inflation mit großem Einsatz und Opferbereitschaft unseren Beitrag geleistet. Doch die aktuellen Zahlen zeigen: Die Industrie hat ihre Schmerzgrenze längst überschritten“, so Bahçıvan.
Forderung nach raschem Handeln
Angesichts der prekären Lage ruft der İSO-Präsident Politik und Gesellschaft zum Handeln auf. „Niemand darf diesen Zustand ignorieren. Die Stimme der Industrie muss gehört werden. Es ist höchste Zeit, gemeinsam an echten Lösungen zu arbeiten.“
Der İSO arbeitet derzeit an einem neuen, nachhaltigen Lösungsmodell, das auf einem modernen, zukunftsorientierten Ansatz basiert. „Es muss allen klar sein, dass wir unsere Produktionsprobleme nicht mit Routineforderungen und traditionellen Mustern lösen werden“, betonte Bahçıvan. Das Modell wird in enger Abstimmung mit politischen Entscheidungsträgern und anderen Partnern entwickelt und soll zeitnah der Öffentlichkeit vorgestellt werden.