Frost und Dürre in der Türkei: Fünf-Euro-Nuss droht – Haselnusspreise in Deutschland steigen deutlich

14.08.2025 – 7:00 Uhr

Schlechte Nachrichten für Schokoladenhersteller, Nussliebhaber und die Lebensmittelindustrie: In der Türkei, dem weltweit größten Produzenten von Haselnüssen, haben Frost und extreme Hitze in diesem Jahr zu massiven Ernteausfällen geführt. Branchenvertreter warnen vor drastischen Preissteigerungen, von denen auch Deutschland als wichtigstes Abnehmerland betroffen sein wird.

Die Türkei deckt rund 70 Prozent der weltweiten Haselnussproduktion. Im Vorjahr wurden dort 717.000 Tonnen geerntet und Haselnüsse im Wert von 2,6 Milliarden US-Dollar exportiert. Doch 2025 könnten die Erträge um bis zu 40 Prozent zurückgehen. Das staatliche Getreideamt (TMO) schätzt die diesjährige Ernte auf 453.000 Tonnen, was einem Rückgang von 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Preissprung am Horizont

Die TMO zahlt derzeit offiziell 190 bis 200 Türkische Lira (ca. 5,50 bis 5,80 Euro) pro Kilogramm ungeschälter Haselnüsse. Produzenten halten jedoch einen Marktpreis von bis zu 400 Türkische Lira (rund 11,50 Euro) für möglich. „Dieses Jahr ist besonders – wir erwarten Preissteigerungen wie zuletzt beim Kakao“, sagt Hamza Bölük, Präsident der Handelsbörse in Giresun. Bereits jetzt ist der Exportpreis innerhalb von zwei Jahren von 3 auf 5 US-Dollar pro Kilo gestiegen.

Deutschland als Hauptabnehmer besonders betroffen

Im Jahr 2024 gingen 88.260 Tonnen Haselnüsse aus der Türkei nach Deutschland, was 27,3 Prozent der Gesamtausfuhren entspricht. Danach folgen Italien und Polen als größte Abnehmer. Ein Engpass bei den türkischen Erträgen trifft daher vor allem deutsche Importeure und die Süßwarenindustrie.

„Wir sprechen von einem Defizit von rund 250.000 Tonnen gegenüber einem normalen Jahr”, erklärt Özer Akbaşlı, Haselnussfarmer und ehemaliger Vorsitzender der Landwirtschaftskammer Giresun. Neben Frost im Frühjahr setzten auch extreme Sommerhitze und Schädlinge wie die Marmorierte Baumwanze den Plantagen zu.

Bauern in der Krise

Die Landwirte kritisieren die staatlichen Ankaufspreise als zu niedrig. Ali Bülent Erdem, der Vorsitzende des Bauernverbands Çiftçi-Sen, fordert einen Preis von mindestens 280 Lira pro Kilogramm, um die Produktionskosten und einen angemessenen Lebensunterhalt zu decken. Nach seinen Berechnungen liegen die Herstellungskosten bereits bei rund 180 Lira pro Kilogramm – ohne Gewinnmarge.

Unsicherheit bis zur Ernte

Branchenexperten warnen allerdings vor voreiligen Prognosen. „Das volle Ausmaß des Schadens werden wir erst sehen, wenn die Ernte in den Säcken liegt“, sagt Cem Şenocak, der Vorsitzende des Nationalen Haselnussrats. Entscheidend seien auch die Wetterbedingungen Anfang 2026, da sie den Markt für die nächste Saison beeinflussen werden.

Einig sind sich Produzenten, Händler und Analysten jedoch in einem Punkt: Haselnüsse werden in den kommenden Monaten deutlich teurer werden – und das dürfte auch die Preise für Schokolade, Nusscreme und andere Produkte in deutschen Supermärkten spürbar nach oben treiben.