Ein ungewöhnlich strenger Frost im Frühjahr hat die türkische Haselnussernte massiv beeinträchtigt, was sich möglicherweise auf die Preise von Schokolade, Backwaren und natürlich Nutella auswirken könnte. Nach den bereits hohen Kakaopreisen könnte nun eine weitere wichtige Zutat für Süßwaren knapp werden.
Ernteausfälle im größten Haselnussland der Welt
Die Türkei liefert rund 70 Prozent der weltweit gehandelten Haselnüsse. Im April jedoch zerstörten Minustemperaturen große Teile der Blüten. Nach offiziellen Schätzungen wird die Ernte 2025 statt der erwarteten 750.000 Tonnen nur noch etwa 520.000 Tonnen betragen – ein Minus von gut 22 Prozent. Laut Branchenangaben entspricht das einem Verlust von rund 167.000 Tonnen.
Um die Lücke zu schließen, greift das Land auf Lagerbestände aus dem Jahr 2022 zurück, doch diese Reserven sind nahezu erschöpft. Seit dem Frost sind die Haselnusspreise um mehr als ein Drittel gestiegen; an den Börsen kletterten sie zeitweise auf über 200 Lira pro Kilogramm.
Gefahr für Schokocremes und Pralinen
Für viele Süßwarenhersteller sind Haselnüsse eine unverzichtbare Zutat. Ferrero, der Hersteller von Nutella, verarbeitet Schätzungen zufolge rund ein Viertel der weltweiten Ernte. Zwar besteht der Brotaufstrich überwiegend aus Zucker und Palmöl, doch die 13 Prozent Haselnüsse darin machen ihn empfindlich für Preisschwankungen.
Halten die Engpässe an, könnten Unternehmen gezwungen sein, Packungsgrößen zu verkleinern, Preise zu erhöhen oder sogar Rezepturen anzupassen. Ferrero selbst betont jedoch, dass dank weltweiter Bezugsquellen – darunter Italien, Chile und die USA – keine Lieferausfälle zu erwarten seien.
Suche nach Alternativen – mit Hürden
Nun richtet sich der Blick verstärkt auf kleinere Produzenten in Chile, Georgien und den USA. Allerdings können diese Länder das Volumen der Türkei nicht ersetzen. In Oregon, dem Hauptanbaugebiet der USA, sind Haselnüsse zwar günstiger, sie unterscheiden sich jedoch geschmacklich. Zudem dauert es fünf bis sieben Jahre, bis neue Haselnusssträucher ertragsfähig sind. Eine kurzfristige Entlastung ist also nicht in Sicht.
Verstärkt wurde die Knappheit auch durch einen ungewöhnlichen Schritt der Türkei: Im vergangenen Jahr setzten die Behörden keinen festen Mindestpreis fest, was normalerweise den Markt beruhigt. Ohne diese Orientierung kam es zu Spekulationen, Panikkäufen und einer künstlichen Verknappung.
Klimawandel als Langzeitrisiko
Der Frost dieses Jahres ist nicht nur ein einzelnes Wetterereignis, sondern auch ein Hinweis auf die wachsenden Risiken durch den Klimawandel. Haselnüsse sind besonders empfindlich gegenüber plötzlichen Kälteeinbrüchen im Frühjahr. Experten warnen, dass solche Wetterextreme in Zukunft häufiger auftreten könnten – mit Folgen nicht nur für Haselnüsse, sondern auch für andere Kulturen wie Mandeln, Kaffee oder Kakao.