FAO-Daten enthüllt: Lebensmittelpreise in der Türkei in vier Jahren siebenmal stärker als im globalen Vergleich gestiegen

04.12.2025 – 8:00 Uhr

In den vergangenen vier Jahren sind die Lebensmittelpreise in der Türkei im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt um das Siebenfache gestiegen. Das geht aus aktuellen Daten der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hervor. Experten nennen diesen massiven Anstieg als Hauptgrund dafür, dass der gesetzliche Mindestlohn im Land seit nunmehr 21 Monaten unter der offiziell berechneten Hungergrenze liegt.

Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ist der Nahrungsmittelpreisindex für die Türkei zwischen September 2021 und heute um 583 Prozent auf 683,7 Punkte geklettert. Im globalen Mittel fiel der Index im selben Zeitraum hingegen um 2,1 Prozent auf 97,9 Punkte. Die Preisschere zwischen der Türkei und dem Rest der Welt hat sich damit extrem weit geöffnet. Die monatliche Teuerungsrate für Nahrungsmittel erreichte im November 2025 laut dem Gewerkschaftsdachverband Türk-İş 4,98 Prozent und damit den höchsten Wert für einen November seit 18 Jahren.

Diese Entwicklung belastet insbesondere die breite Bevölkerung, da rund 60 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nahe am Mindestlohn verdienen. Die Kaufkraft des Mindestlohns schwindet seit Jahren. Sein Verhältnis zur berechneten Hungergrenze sank von 0,92 im Jahr 2016 auf aktuell 0,74.
„Der Großteil der monatlichen Ausgaben einkommensschwacher Haushalte fließt in Lebensmittel”, sagte der Wirtschaftsprofessor Cem Başlevent der Zeitung „Sözcü”. Daher müsse bei der Festlegung des Mindestlohns nicht der allgemeine Verbraucherpreisindex (TÜFE), sondern speziell die Nahrungsmittelinflation als Basis dienen.

Die Ökonomin Menekşe Yılmaz verdeutlichte das Ausmaß der erforderlichen Anpassung: Wenn der Mindestlohn im Jahr 2026 dauerhaft oberhalb der Hungergrenze liegen soll, ist selbst nach den optimistischen Inflationsprognosen der Zentralbank eine Erhöhung um etwa 63 Prozent nötig. „Wird eine Erhöhung von 38 Prozent oder weniger beschlossen, wird der Mindestlohn auch im gesamten Jahr 2026 – und damit insgesamt 33 Monate am Stück – unter der Hungergrenze bleiben”, so Yılmaz.