Eurofighter-Export an die Türkei: Neue Bundesregierung zeigt sich offen für Rüstungsgeschäft

29.06.2025 – 6:30 Uhr

Die Chancen stehen gut, dass die Türkei bald Eurofighter-Kampfjets aus europäischer Produktion erhält. Wie aus Kreisen der Rüstungsindustrie und von deutschen Regierungsstellen zu hören ist, zeichnet sich ein baldiger Durchbruch beim Export von rund 40 Maschinen ab. Die Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) scheint ihren bisherigen Widerstand aufzugeben – ein Kurswechsel, der Ankara entgegenkommt.

Beim NATO-Gipfel in Den Haag traf Merz am Mittwoch auf den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Beobachter werten das Treffen als politisches Signal für eine Annäherung, auch in Fragen der Rüstungskooperation.

Der Eurofighter ist ein multinationales Gemeinschaftsprojekt der Länder Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien. Alle vier Staaten müssen Exporten in Drittstaaten zustimmen. Großbritannien hat der Türkei bereits im März ein offizielles Angebot für die Lieferung der Kampfjets unterbreitet. Während die frühere Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP das Vorhaben ablehnte, zeigt sich die neue schwarz-rote Bundesregierung nun deutlich offener. In Berlin heißt es, man wolle künftig weniger restriktiv mit Rüstungsexporten umgehen.

Für den deutschen Luftfahrtkonzern Airbus Defence and Space, der mit fast der Hälfte der Anteile größter Partner im Eurofighter-Konsortium ist, hätte der Türkei-Deal enorme Bedeutung. Zwar planen die Eurofighter-Länder selbst, ihre Flotten zu erweitern, doch reichen die nationalen Bestellungen nicht aus, um die Serienproduktion langfristig zu sichern. Der Export ist somit entscheidend für die Weiterentwicklung, Software-Upgrades und den Erhalt der industriellen Basis in Europa.

Im globalen Vergleich steht der Eurofighter unter Druck: Bisher wurden 612 Maschinen verkauft und es liegen rund 100 weitere Aufträge vor. Der amerikanische Konkurrent Lockheed Martin verzeichnet für seine F-35 hingegen über 3.000 Bestellungen. Airbus-Defence-Chef Michael Schöllhorn hat daher bereits mehrfach eine Lockerung der deutschen Exportregeln gefordert.

Auch politisch ist der mögliche Verkauf von Bedeutung. Ein hochrangiger Manager aus der Branche betont, dass man die Türkei enger an Europa binden wolle – nicht nur militärisch, sondern auch industriepolitisch. Bislang hat Ankara ausschließlich US-Modelle wie die F-16 im Einsatz. Die Lieferung moderner F-35 wurde dem Land jedoch von der US-Regierung untersagt, nachdem es russische Luftabwehrsysteme gekauft hatte. Diese Lücke wollen die Europäer nun füllen.

Saudi-Arabien ist bislang der größte Abnehmer außerhalb Europas mit 72 gelieferten Eurofightern. Auch hier hatte die deutsche Haltung Exporte lange blockiert, vor allem wegen Menschenrechtsbedenken und der Rolle des Landes im Jemen-Krieg. Später zeigte sich die Ampelregierung jedoch kompromissbereiter.

Quelle: Handelsblatt