In ihrem neuen Frühjahrsbericht zur europäischen Wirtschaft hat die Europäische Kommission die Wachstumsprognosen für die Eurozone und die EU insgesamt deutlich nach unten korrigiert. Geopolitische Spannungen und Handelskonflikte, insbesondere mit den USA, trüben den wirtschaftlichen Ausblick, während sich für die Türkei ein positiveres Bild zeigt.
Schwächeres Wachstum in der Eurozone erwartet
Laut dem am Dienstag veröffentlichten Bericht „Frühjahrsprognose 2025“ erwartet die Kommission für die Eurozone im laufenden Jahr nur noch ein Wirtschaftswachstum von 0,9 % – deutlich weniger als die ursprüngliche Schätzung von 1,3 %. Auch die Prognose für 2026 wurde gesenkt – von 1,6 % auf 1,4 %. Hauptursache für die Korrektur sind die zunehmenden Unsicherheiten im internationalen Handel, insbesondere als Folge der jüngsten protektionistischen Maßnahmen der Vereinigten Staaten.
„Das Wachstumsszenario wurde angesichts der schwächeren globalen Handelsaussichten und der hohen politischen Unsicherheiten deutlich nach unten angepasst“, heißt es in dem Bericht.
Länderentwicklung uneinheitlich
Besonders betroffen ist Österreich, das laut Prognose im Jahr 2025 ein Minus von 0,3 % verzeichnen wird. Auch Deutschland wird voraussichtlich stagnieren. Frankreich (+0,6 %), Italien (+0,7 %) und Spanien (+2,6 %) können zumindest leicht zulegen. Im kommenden Jahr soll sich das Wachstum in diesen Ländern moderat verbessern.
Inflation auf dem Rückzug
Die Kommission bewertet die Entwicklung der Inflation positiv. Für das Jahr 2025 wird ein Rückgang auf 2,3 % in der EU und 2,1 % in der Eurozone erwartet. 2026 soll sie weiter auf 1,9 % (EU) bzw. 1,7 % (Eurozone) sinken.
Die jüngsten US-Zölle, die Anfang April zunächst angekündigt und anschließend wieder ausgesetzt wurden, haben erhebliche Unruhe auf den Märkten ausgelöst. Zwar wurde am 12. Mai ein Teilabkommen mit China erzielt, doch die Handelskonflikte dauern an – mit direkten Auswirkungen auf den exportorientierten europäischen Markt.
Türkei mit stabiler Wachstumsprognose
Im Gegensatz zu vielen EU-Staaten blickt die Europäische Kommission optimistisch auf die wirtschaftliche Entwicklung der Türkei. Für 2025 wird ein Wachstum von 2,8 % erwartet, 2026 soll dieses sogar auf 3,5 % steigen. Zugleich geht die Kommission davon aus, dass sich der Rückgang der Inflation in der Türkei fortsetzen wird. Als Gründe werden eine straffe Geld- und Fiskalpolitik sowie gesunkene Energiepreise genannt.
Auch das Haushaltsdefizit soll sich verringern. Die Staatsverschuldung wird dem Bericht zufolge auf einem moderaten Niveau bleiben.
Dombrovskis mahnt zu Reformen
Valdis Dombrovskis, der für Wirtschaft zuständige EU-Kommissar, betonte bei der Vorstellung des Berichts in Brüssel, dass die europäische Wirtschaft trotz zahlreicher Unsicherheiten widerstandsfähig sei. „Die Risiken für den wirtschaftlichen Ausblick bleiben jedoch klar abwärtsgerichtet“, warnte er. Um die Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der EU zu stärken, seien entschlossene politische Maßnahmen notwendig.