Die ausländischen Direktinvestitionen in der Türkei sind im zweiten Quartal 2025 deutlich zurückgegangen. Laut der Stiftung für Wirtschaftspolitische Forschung (TEPAV) belief sich der Nettokapitalzufluss auf 1,1 Milliarden US-Dollar, was einem Rückgang von 41,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Insgesamt flossen 3,4 Milliarden US-Dollar ins Land, während 2,3 Milliarden US-Dollar wieder abgezogen wurden.
Ein wesentlicher Anteil des Zuflusses stammte aus Immobiliengeschäften. Allein dieser Bereich brachte 445 Millionen US-Dollar ein. Ohne den Immobilienmarkt hätten die Nettoinvestitionen nur 659 Millionen US-Dollar betragen.
Handel und Industrie vorn, Finanzsektor verliert
Bei den ausländischen Investitionen lag der Groß- und Einzelhandel an der Spitze. Er machte im zweiten Quartal 45,6 Prozent des gesamten Volumens aus, gefolgt von der Industrie mit 31,2 Prozent. Während Handel und Industrie ihren Anteil ausbauten, verloren das Finanz- und Versicherungswesen, der Transportsektor und die wissensintensiven Dienstleistungen an Bedeutung.
Niederlande dominieren Kapitalzuflüsse
Mehr als die Hälfte der Investitionen (56,3 Prozent) kam aus den Niederlanden. Auf Platz zwei lagen die USA mit knapp zehn Prozent, dahinter folgten die Vereinigten Arabischen Emirate, Aserbaidschan und Großbritannien. In der Jahresbetrachtung zeigt sich zudem ein deutlicher Zuwachs niederländischer und kasachischer Investitionen, während Länder wie Aserbaidschan, die Emirate und Irland zurückhaltender wurden.
Weniger neue Firmen – China und Iran vorne
Die Zahl der in der Türkei gegründeten ausländischen Unternehmen sank im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent. Im zweiten Quartal entstanden 1 502 neue Firmen mit internationaler Beteiligung, die überwiegend als GmbHs firmieren. Den größten Anteil stellten Investoren aus China (49 Gründungen) und dem Iran (45), gefolgt von Deutschland und Turkmenistan. Auffällig ist der Rückgang in fast allen anderen Ländern.
Türken investieren im Ausland vor allem in Immobilien
Während ausländische Investoren vorsichtiger werden, wächst das Engagement türkischer Anleger im Ausland weiter – besonders im Immobiliensektor. Dieser machte 37,4 Prozent der gesamten Auslandsinvestitionen aus. Beliebt sind dabei vor allem Immobilienkäufe im Zusammenhang mit sogenannten „Golden Visa“-Programmen, die Aufenthaltsrechte in anderen Staaten ermöglichen.
Zwischen 2017 und 2021 gaben türkische Anleger im Durchschnitt 255 Millionen US-Dollar pro Quartal für Auslandsimmobilien aus. Seitdem ist die Summe stark gestiegen: 2022 auf 505 Millionen, 2023 auf 1,4 Milliarden und 2024 auf zwei Milliarden US-Dollar. Allein im ersten Halbjahr 2025 erreichten die Käufe 2,3 Milliarden US-Dollar. Laut TEPAV sind die Gründe hierfür bessere Lebensbedingungen, wirtschaftliche Perspektiven und Zukunftschancen für Kinder.
Immobilienkäufe durch Ausländer steigen leicht
Auch Ausländer greifen weiterhin auf dem türkischen Immobilienmarkt zu. Im zweiten Quartal 2025 wurden 4.776 Wohnungen an internationale Käufer verkauft, was einem Plus von 1,2 Prozent entspricht. Knapp drei Viertel dieser Verkäufe entfielen auf Istanbul und Antalya. Während die Nachfrage aus Russland und dem Iran zurückging, stieg sie aus der Ukraine deutlich an.