Während Deutschland im April 2025 eine vergleichsweise moderate Inflationsrate von 2,1 Prozent verzeichnete, steht die Türkei mit einer jährlichen Teuerungsrate von 37,86 Prozent deutlich schlechter da. Ein Blick in die Einkaufskörbe der Menschen zeigt jedoch ein überraschendes Bild: Die Kaufkraft in der Türkei ist dramatisch gesunken – selbst im Vergleich zu Deutschland, das einst als teures europäisches Land galt.
Mehr Waren für weniger Geld in Deutschland
Ein deutscher Mindestlohnempfänger kann seinen Einkaufswagen rund 20 Mal mit Grundnahrungsmitteln füllen, ein türkischer hingegen nur acht Mal. Das zeigt eine aktuelle Analyse des CHP-Abgeordneten Ahmet Vehbi Bakırlıoğlu, der sich auf Preisvergleiche zwischen gängigen Supermarktketten in beiden Ländern stützt.
„Früher sagten wir: Europa ist teuer. Heute sind Grundnahrungsmittel wie Mehl, Öl oder Nudeln in Deutschland billiger als in der Türkei“, kritisiert Bakırlıoğlu. Besonders auffällig sei der Preisunterschied bei Fleisch- und Milchprodukten. Diese Entwicklung sei Ausdruck einer zunehmenden Verarmung breiter Bevölkerungsschichten in der Türkei und „eine untragbare Ungerechtigkeit“, so der Abgeordnete.
Ein unfassbarer Kaufkraftverlust
Laut Bakırlıoğlu kann sich ein deutscher Mindestlohnempfänger mit seinem Monatsgehalt etwa 450 Kilogramm Hähnchenfleisch leisten, ein türkischer hingegen nur 126 Kilogramm. Noch drastischer fällt der Vergleich bei Rindfleisch aus: 181 Kilogramm Hackfleisch in Deutschland stehen 35 Kilogramm in der Türkei gegenüber. Selbst für ein Big-Mac-Menü zahlen Verbraucher in der Türkei heute mehr: 320 Lira statt 12,49 Euro in Deutschland.
Ein Liter Milch? Für einen deutschen Mindestlohn reicht das Budget für 1 651 Liter, für einen türkischen Mindestlohn nur für 526 Liter. Ein türkischer Mindestlohn reicht hingegen nur für 526 Liter.
Inflation trifft die Falschen
Auch wenn die Inflationsraten auf den ersten Blick auf eine Entspannung in Deutschland und eine moderate Verlangsamung in der Türkei hindeuten, zeigt sich in der Realität ein anderes Bild. Denn entscheidend ist die Kaufkraft der Menschen – und hier hat die Türkei deutlich an Boden verloren. Während deutsche Verbraucher mit ihrem Einkommen nach wie vor eine solide Grundversorgung gewährleisten können, geraten viele Türken selbst bei Grundnahrungsmitteln wie Mehl und Öl an ihre finanziellen Grenzen.
Ein soziales Alarmsignal
Bakırlıoğlu sieht in dieser Entwicklung ein alarmierendes Zeichen für eine zunehmende soziale Schieflage: „Der Mindestlohn in der Türkei reicht nicht mehr für ein würdiges Leben. Unsere Bürger haben das Recht auf eine bezahlbare Grundversorgung.“ Er fordert politische Maßnahmen, um die realen Lebenshaltungskosten zu senken und die soziale Gerechtigkeit im Land wiederherzustellen.