BYD setzt überraschend auf die Türkei: Werk in Manisa wird vorgezogen

24.07.2025 – 6:35 Uhr

In einer überraschenden strategischen Wende hat der chinesische Elektroautohersteller BYD seine Produktionspläne für Europa angepasst. Wie aus mehreren Quellen verlautet, soll das geplante Werk im ungarischen Szeged erst 2026 in Betrieb genommen werden – und damit später als ursprünglich vorgesehen. Gleichzeitig zieht BYD die Produktion im türkischen Manisa vor und plant sogar eine Kapazitätserweiterung.

Türkei statt Ungarn

Hinter dem Strategiewechsel stehen klare wirtschaftliche Gründe: Die Türkei bietet BYD nicht nur niedrigere Lohnkosten, sondern auch einen entscheidenden handelspolitischen Vorteil. Als Mitglied der EU-Zollunion unterliegen Fahrzeuge, die aus der Türkei in die EU exportiert werden, keinen zusätzlichen Zöllen. Das ist für BYD besonders attraktiv, da der Konzern bei direkten Exporten aus China mit hohen EU-Strafzöllen von bis zu 27 Prozent konfrontiert ist.

Das Werk in Manisa, in das BYD eine Milliarde Dollar investiert hat, soll vor dem ursprünglichen Zeitplan mit der Produktion beginnen. Zudem will das Unternehmen die Kapazitäten deutlich erhöhen. Anstatt der geplanten 150.000 Fahrzeuge pro Jahr ab 2027 könnte das Werk bereits 2028 die Produktionsmenge des ungarischen Standorts übertreffen.

EU-Pläne durchkreuzt

Die Entscheidung von BYD kommt überraschend – insbesondere für die EU, die chinesische Hersteller gezielt zur lokalen Produktion bewegen wollte, um Abhängigkeiten zu verringern. Das ungarische Werk in Szeged, das ursprünglich als BYDs erste große europäische Fabrik geplant war, sollte zunächst 150.000 und später sogar 300.000 Fahrzeuge pro Jahr produzieren. Nach der aktuellen Planung wird die Anlage jedoch erst 2026 anlaufen und dann vorerst nur etwa 10.000 Einheiten fertigen.

Welche Modelle rollen künftig aus Manisa?

Während unklar bleibt, welche BYD-Modelle in Ungarn gebaut werden, sind die Pläne für die Türkei konkreter. In Manisa sollen das vollelektrische SUV Seal U, der Sealion 5 (ob als E-Auto oder Hybrid ist noch unklar) sowie die Plug-in-Hybride Seal U DM-i und Seal 06 DM-i vom Band laufen.

Türkei wird zum neuen Produktions-Hub für Elektroautos

BYD ist nicht der einzige chinesische Hersteller, der die Türkei als Brückenkopf nach Europa nutzt. Bereits im vergangenen Jahr hatte Chery ein Joint Venture für eine Fabrik mit einer Jahreskapazität von 200.000 Einheiten angekündigt. Für die Türkei bedeutet dies einen weiteren Schritt hin zu einem wichtigen Produktionsstandort für kostengünstige E-Autos mit direktem Zugang zum europäischen Markt.