Sensationsfund in der Zentral-Türkei: Mysteriöse Felsmalereien mit Menschenfiguren entdeckt

09.12.2025 – 15:00 Uhr

In der zentralanatolischen Provinz Kayseri wurden Felsmalereien mit menschlichen Figuren entdeckt, die vermutlich aus der Jungsteinzeit stammen. Ein Anwohner hatte die ungewöhnlichen Markierungen an einem Berghang bemerkt und die Behörden informiert.

Die ersten Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Bilder aus der frühen Landwirtschaftsepoche stammen könnten, die als Neolithikum bekannt ist. Professor Osman Özsoy, Vertreter der Stiftung für den Schutz und die Förderung von Umwelt- und Kulturgütern (ÇEKÜL) in Kayseri, erklärte gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu, dass sein Team seit 11 Jahren Inventuren unterirdischer und kultureller Stätten in Kayseri durchführt, bisher jedoch noch nichts Vergleichbares gefunden habe.

Bedeutung der Entdeckung

„Die Geschichte Kayseris könnte dadurch deutlich weiter in die Vergangenheit zurückreichen“, sagte Özsoy. „Die Entdeckung scheint in die Jungsteinzeit zu gehören. Es gibt viele ähnliche Beispiele in Anatolien, etwa in Hakkari, Van, Mersin, Antalya und natürlich Çatalhöyük. Weiter westlich gibt es Latmos bei Bafa-See in Balıkesir, Aydın und Muğla. Beim Vergleich der Kayseri-Figuren mit denen von Latmos fällt die Ähnlichkeit sofort auf. Vorherrschend sind braune Farbtöne. Die Darstellungen zeigen offenbar männliche und weibliche Figuren. Außerdem tauchen Formen auf, die wie das Buchstaben-T aussehen. Ob sie Familien oder Einzelpersonen darstellen, muss noch umfassend untersucht werden.“

Ob die Figuren eingeritzt oder aufgemalt wurden, ist derzeit noch unklar. Eine detaillierte Analyse sei notwendig, so Özsoy. Zudem müsse geprüft werden, ob weitere Figuren in der Region existieren.

Potenzielles internationales Interesse

„Bei vielen anatolischen Höhlenmalereien wurde Hämatit mit Ton vermischt, um Pigmente herzustellen. Ob das hier ebenfalls der Fall war, ist noch unklar“, erklärte Özsoy.

Die Datierung der Bilder werde anhand verschiedener Faktoren wie Technik, Stil und Vergleichsmaterial erfolgen. „Sobald die vollständigen Berichte vorliegen und Experten die Arbeiten aufnehmen, könnte diese Entdeckung internationale Aufmerksamkeit erregen. Basierend auf Form, Pigmentart und den Figuren selbst lässt sich die Entstehung vermutlich der Vorgeschichte zuordnen. Das Neolithikum beginnt etwa 10.000 v. Chr.; die Bilder könnten somit ungefähr 6.000 Jahre alt sein. Eine genauere Aussage ist derzeit jedoch noch nicht möglich.“

Die Malereien könnten von einem Künstler oder von den Menschen vor Ort geschaffen worden sein, die damals in der Region lebten.

Schutz des kulturellen Erbes

Özsoy betonte zudem die Bedeutung der Öffentlichkeit für den Schutz des Kulturerbes: „Diese Entdeckung wurde erst möglich, weil ein Bürger aufmerksam war und die Bilder gemeldet hat. Öffentliches Bewusstsein und der Instinkt, Kulturerbe zu schützen, haben anderswo zu bedeutenden Entdeckungen geführt – und das wird hier vermutlich genauso sein. Für Kayseri ist dies ein großer Gewinn, nicht nur weil die Geschichte der Stadt weiter in die Vergangenheit reicht, sondern auch, weil dies das erste Mal ist, dass Felskunst hier identifiziert wurde.“

Interessant sei außerdem, ob die imposante Silhouette des Erciyes-Berges, ein prägendes Element der Region, das bereits Selçuk-, Osmanische und Römische Kulturen beeinflusste, auf diesen uralten Oberflächen dargestellt wurde.