In der östlichen Provinz Bitlis hat die Türkei ihr erstes Lawinenpräventionsprojekt gestartet, ein bedeutender Schritt in der Katastrophenvorsorge und Risikoreduzierung.
Das Projekt wurde gemeinsam von der Katastrophen- und Notfallbehörde (AFAD) und dem Wissenschafts- und Technologierat der Türkei (TÜBİTAK) entwickelt. Es umfasst ein fortschrittliches Überwachungssystem mit lokal entwickelten Sensoren und Software, das Lawinen vorhersagen und verhindern soll.
Die Installation der mobilen Geräte und Sensoren auf dem Mount Dideban, einer historisch lawinengefährdeten Region, machte das System nach eineinhalb Jahren Entwicklungszeit einsatzbereit. Ziel ist der Schutz von rund 140 Haushalten im Stadtteil İnönü, die in der Vergangenheit von Lawinen bedroht waren.
Zwölf Sensoren messen kontinuierlich Schneehöhe, Bodentemperatur, Luftfeuchtigkeit sowie Windrichtung und -geschwindigkeit. Die Daten werden in einheimischer Software analysiert, um potenzielle Lawinenrisiken frühzeitig zu erkennen und präventive Maßnahmen zu ermöglichen.
Ursprünglich als stationäres System geplant, wurde das Projekt zu einer mobilen Lösung erweitert. Eine speziell entwickelte Beobachtungsstation in Form eines solarbetriebenen Caravans bietet Unterkunft, Küche und modulare Sanitäranlagen für vier Mitarbeiter und kann flexibel in verschiedenen gefährdeten Gebieten eingesetzt werden.
Kerem Oruk, Leiter von AFAD Bitlis, erklärte, dass die erste Projektphase abgeschlossen sei. Ziel sei es nicht, gefährliche Gebiete zu sperren, sondern vorbeugende Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung zu ergreifen.
TÜBİTAK entwickelte die Software eigenständig, um die Datensicherheit zu erhöhen und unabhängig von ausländischen Systemen reagieren zu können. In der zweiten Phase soll das System auf weitere Regionen wie Nemrut und Karçinbaşı ausgeweitet werden. Alle Daten werden zentral überwacht – in Bitlis, im AFAD-Hauptquartier in Ankara und im TÜBİTAK-Forschungszentrum Marmara – um schnellere Warnungen und rechtzeitige Eingriffe zu gewährleisten.