Türkei: Taş Tepeler überrascht die Archäologie – 30 neue Funde revolutionieren das Bild vom frühen Menschsein

Bilder: DHA
27.11.2025 – 13:00 Uhr

(DHA) Eines der größten archäologischen Projekte der Republikgeschichte liefert erneut spektakuläre Ergebnisse: In der Region Taş Tepeler bei Şanlıurfa wurden insgesamt 30 neue Funde aus dem Neolithikum vorgestellt – Entdeckungen, die laut Wissenschaftlern unser Verständnis der frühen Menschheitsgeschichte grundlegend erweitern.

Bei einer Informationsveranstaltung im Karahantepe Besucherzentrum präsentierte Kultur- und Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy die neuesten Erkenntnisse des mittlerweile fünf Jahre laufenden Projekts. An dem Treffen nahmen auch der Gouverneur von Şanlıurfa, Hasan Şıldak, regionale Politiker, Wissenschaftler sowie der Grabungsleiter Necmi Karul teil.

Einzigartige Darstellungen aus der Frühzeit

Zu den herausragenden Entdeckungen zählt eine Skulptur aus den Ausgrabungen von Sayburç, die durch ihre markante, nach oben gezogene Mundpartie eine verstorbene Person ausdrücken soll. Minister Ersoy bezeichnete die Figur als „in ihrer symbolischen Aussagekraft und rituellen Bedeutung einzigartig“.

Auch in Göbeklitepe wurde ein neues Menschenbildnis entdeckt, das vermutlich als Opfergabe in die Wand des sogenannten D-Baus eingearbeitet wurde. Das Stück gilt als besonders ästhetischer Beleg für die hohe handwerkliche Kunst des frühen Neolithikums.

Von Sefertepe stammen zwei weitere sensationelle Funde: zwei Gesichter in Hoch- und Tiefrelief, deren Stil sich deutlich von Göbeklitepe und Karahantepe unterscheidet. Außerdem wurde ein doppelgesichtiges Amulett aus schwarzem Serpentin geborgen, das einen bisher unbekannten Einblick in die symbolische Welt der damaligen Gemeinschaften bietet.

„Die Neolithische Hauptstadt der Welt“

Ersoy erklärte, die bisherigen Ergebnisse zeigten mit großer Deutlichkeit, dass bereits vor 12.000 Jahren im Gebiet von Taş Tepeler dichte, vielschichtige Siedlungen existierten – mit Wohnhäusern, Gemeinschaftsbauten, Gräbern, Öfen und Werkstätten. All dies belege, wie eng Alltag und spirituelles Leben miteinander verwoben gewesen seien.

Die Funde verliehen zudem der vom türkischen Präsidenten für 2025 ausgerufenen „Jahr der Familie“-Initiative wissenschaftliche Tiefe, da sie auch Hinweise auf die soziale Organisation der frühen Gemeinschaften lieferten.

„Taş Tepeler wird zur Neolithischen Hauptstadt der Welt werden“, betonte der Minister.

Ein Forschungsnetzwerk mit 12 Ausgrabungsorten

Derzeit wird in 12 verschiedenen Stätten gleichzeitig gearbeitet, darunter Göbeklitepe, Karahantepe, Sayburç, Sefertepe, Harbetsuvan, Çakmaktepe und weitere Fundorte. Mit der Aufnahme der Ausgrabungen in Ayanlar Höyük, an denen im vergangenen Jahr auch die japanische Prinzessin Mikasa teilnahm, wächst das Projekt weiter.

Insgesamt sind 36 akademische Institutionen beteiligt – 15 türkische und 21 internationale – mit über 200 Forschenden und Studierenden.

Restaurierung, Schutz und internationale Resonanz

Parallel zu den Grabungen werden umfangreiche Konservierungs- und Infrastrukturprojekte umgesetzt. So wurden etwa die Restaurierungsarbeiten an den Gebäuden Aslanlı und C in Göbeklitepe abgeschlossen. In Karahantepe wird an der Restaurierung des AD-Baus gearbeitet, während in Sayburç ein Wohngebäude konserviert wird. Neue Besucher- und Forschungszentren in Göbeklitepe und Karahantepe stehen kurz vor der Fertigstellung.

Internationale Ausstellungen sorgen außerdem für enorme Aufmerksamkeit: Die Göbeklitepe-Schau im Kolosseum in Rom verzeichnete zwischen Oktober 2024 und März 2025 rund 6 Millionen Besucher. Weitere Ausstellungen in Berlin, London und Tokio sind geplant.

Am Ende der Präsentation dankte Minister Ersoy allen beteiligten Institutionen, Wissenschaftlern und Teams: Der Erfolg des Projekts sei das Ergebnis „einer beispiellosen wissenschaftlichen Zusammenarbeit“.