Türkei startet Pilotprojekt: Artvin wird erste „rauchfreie Stadt“

20.08.2025 – 9:00 Uhr

Die nordtürkische Provinz Artvin ist die erste Region des Landes, die als „rauchfreie Stadt“ ausgewiesen wurde. Das Gesundheitsministerium startet dort ein Pilotprojekt, das eine umfassende Eindämmung des Tabakkonsums zum Ziel hat.

Gesundheitsminister Kemal Memişoğlu kündigte an, dass in allen öffentlichen Einrichtungen in Artvin künftig ein striktes Rauchverbot gelten wird. Gleichzeitig sollen Bürgerinnen und Bürger, die mit dem Rauchen aufhören möchten, verstärkt unterstützt werden, beispielsweise durch kostenlose Medikamente und eine erweiterte Telefon-Hotline zur Tabakentwöhnung. Auch E-Zigaretten und Einwegprodukte sollen im Rahmen der Initiative strenger reguliert werden.

Die Türkei hatte bereits im Jahr 2009 ein landesweites Rauchverbot in geschlossenen Räumen wie Restaurants, Cafés und Arbeitsstätten eingeführt. Mit dem neuen Modell will die Regierung nun stadtweite Maßnahmen erproben, die später auf weitere Regionen übertragen werden könnten. In diesem Jahr läuft zudem eine landesweite Kampagne unter dem Motto „Rauchfreies Türkiye“.

Mustafa Aydın, der Präsident des Türkischen Anti-Raucher-Verbands, begrüßte den Schritt als „historische Entscheidung für die öffentliche Gesundheit“. Laut seinen Angaben verursacht Tabakkonsum in der Türkei jährlich Kosten von rund 20 Milliarden US-Dollar und ist für fast ein Zehntel der Gesundheitsausgaben verantwortlich. Etwa 100.000 Menschen sterben demnach jedes Jahr an tabakbedingten Erkrankungen.

„Rauchen ist längst keine individuelle Entscheidung mehr, sondern eine gesellschaftliche Krise“, sagte Aydın. Insbesondere junge Menschen seien durch aromatisierte E-Zigaretten und Online-Werbung zunehmend gefährdet. Um den Konsum nachhaltig zu senken, seien neben strengerer Kontrolle vor allem Aufklärung und Prävention entscheidend.

Laut einer Studie aus dem Jahr 2023 konsumieren 34,8 Prozent der über 15-jährigen Bevölkerung in der Türkei Tabakprodukte. Die Stadt Artvin soll nun als Modellregion vorzeigen, wie ein breiter Verzicht auf Tabak im Alltag umgesetzt werden kann.