Steigender Meeresspiegel im Schwarzen Meer bedroht bis zu 160 Millionen Menschen

27.12.2025 – 7:00 Uhr

Der Meeresspiegel im Schwarzen Meer ist in den vergangenen drei Jahrzehnten um rund 10 bis 12 Zentimeter gestiegen – mit weitreichenden Folgen für die Küstenregionen und die rund 160 Millionen Menschen, die im Einzugsgebiet leben. Das zeigt eine aktuelle Studie des Geodäten Prof. Şenol Hakan Kutoğlu von der Zonguldak Bülent Ecevit Universität.

Für seine Untersuchung wertete Kutoğlu Satellitendaten aus den Jahren 1993 bis 2020 aus. Demnach steigt der Meeresspiegel im Schwarzen Meer jährlich um 2,5 bis 3 Millimeter – ähnlich schnell wie in den Weltmeeren insgesamt. Hauptursachen seien die Erderwärmung und das Schmelzen von Gletschern und Eisschilden.

Auf einer Umweltkonferenz in Tokio präsentierte der Wissenschaftler alarmierende Szenarien: Setze sich der derzeitige Emissionspfad fort, könnte der globale Meeresspiegel bis zum Ende des Jahrhunderts um bis zu zwei Meter steigen. Bereits ein Meter reiche aus, damit das Wasser – je nach Küstenform – 50- bis 100-mal weiter ins Landesinnere vordringt.

Besonders gefährdet gelten flache Küstenabschnitte, etwa entlang des nördlichen Schwarzen Meeres und rund um das Asowsche Meer. Doch auch Teile der türkischen Schwarzmeerküste liegen in niedrigen Höhen und könnten künftig stärker von Erosion und Überschwemmungen betroffen sein – insbesondere bei Stürmen.

„Auch entlang unserer Küsten gibt es tiefliegende Zonen. Mit dem steigenden Meeresspiegel wird das Meer weiter ins Landesinnere vordringen und bei Sturmereignissen vermehrt Schäden verursachen“, warnte Kutoğlu.

Er rät den Anrainerstaaten, Investitionen und Infrastrukturprojekte an den Küsten neu zu bewerten, um künftige Kosten durch Reparaturen, Küstenschutzbauten und Umweltschäden zu vermeiden. Nachhaltiger seien Bauvorhaben, die weiter landeinwärts und in höherer Lage entstehen.