Im historischen Stadtteil Safranbolu in der Provinz Karabük nehmen Besucher des Türkischen Kaffeemuseums an einer Zeitreise durch die 500-jährige Geschichte der anatolischen Kaffeekultur teil. Allein in den ersten acht Monaten des Jahres 2025 zählte das Museum über 100.000 Besucher – ein neuer Rekord.
Das Museum wurde vor sechs Jahren von Semih Yıldırım gegründet, um die Tradition des türkischen Kaffees zu bewahren und einem breiten Publikum näherzubringen. Neben geschichtlichen Informationen bietet die Ausstellung auch Verkostungen regionaler Kaffeevarianten an. In den Ausstellungsräumen des Cinci Han, einem historischen Karawanserei aus dem Jahr 1645, sind Kaffeekannen, Mörser, Röstpfannen, Löffel, Waagen und seltene Sammlerstücke zu sehen – darunter eine Tasse von Sultan Abdülhamid, ein Nachbau von Atatürks letzter Kaffeetasse und ein zwölfeckiger Becher zu Ehren der Zwölf Imame. „Das Museum ist ein lebendiger Ort der Begegnung zwischen Geschichte, Genuss und Kultur“, sagt Yıldırım gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.
Ein Modell für andere Städte – auch im Ausland
Yıldırım betont, dass sich das Interesse an türkischem Kaffee stetig erhöhe – sowohl bei inländischen als auch bei internationalen Gästen. Das Museum habe inzwischen Vorbildcharakter: „Wir hoffen, dass ähnliche thematische Museen künftig nicht nur in anderen türkischen Städten, sondern auch im Ausland entstehen.“
Seit Kurzem befindet sich die Ausstellung in einem neuen, größeren Bereich im Erdgeschoss des Cinci Han. Auch die Sammlung wurde erweitert.
Kaffeekultur als Wirtschaftsfaktor
Neben dem Museumserlebnis haben sich auch neue Wirtschaftsbereiche rund um den türkischen Kaffee entwickelt, so Yıldırım: „Vor allem unsere handgefertigten Tassen sind sehr gefragt – besonders bei Frauen. Viele haben ihre eigenen Werkstätten gegründet und produzieren nun Tassen, Tabletts, Lokum-Schalen und Wasserkrüge.“
Zudem wurde die englische Ausgabe des gemeinsam mit Atilla Narin verfassten Buchs „Atlas of Turkish Coffee“ veröffentlicht – mittlerweile in mehreren Ländern erhältlich.
Mehr als 20 traditionelle Rezepte
Ein weiteres Highlight: Das Museum hat über 20 fast vergessene Kaffee-Rezepte aus Anatolien wiederbelebt. Besucher können Spezialitäten wie „Hilve“ mit Walnuss, Honig und Milch oder „Mihrimah Sultan“ mit Milch probieren. Tatarischer Kaffee wird mit Sahne, Milch und Pistazien zubereitet. „Mit dieser Vielfalt stärken wir die emotionale Verbindung der Menschen zum türkischen Kaffee“, so Yıldırım. „Der Kaffee ist nicht nur ein Getränk – er ist ein Stück kulturelles Erbe.“