Archäologen erforschen in der nordwesttürkischen Provinz Balıkesir, im Landkreis Havran, die Andık-Höhle auf der Suche nach bedeutenden historischen Funden. Der Zugang zu der etwa 59 Meter tiefen Höhle auf dem Kocaçal-Hügel ist anspruchsvoll und führt über steinige, enge Pfade.
Die Höhle, rund zwei Kilometer vom Dorf İnönü entfernt, wurde erstmals 1949 von Professor Kılıç Kökten entdeckt. Das Grabungsteam startet täglich vor Sonnenaufgang in İnönü, fährt mit einem Geländewagen zum Hügel und legt die letzten 500 Meter zu Fuß und mit Unterstützung eines Esels zurück, bevor die Arbeit in den vielfältigen Höhlengalerien beginnt.
Bisher wurden zahlreiche Funde gemacht, darunter Keramikgefäße, Werkzeuge aus Stein und Knochen sowie Wandmalereien mit Darstellungen eines Berggipfels und eines Leoparden.
Das Team, das die Ausgrabungen 2022 begann, konzentriert sich vor allem auf die prähistorischen Schichten, speziell aus der Jungsteinzeit (Neolithikum) und der Kupfersteinzeit (Chalkolithikum). Nach Angaben des Leiters Yalçıklı konnten mithilfe der Radiokarbonmethode Siedlungsspuren bis etwa 6700 v. Chr. datiert werden – eine der ältesten bekannten Zeitangaben für die Region.
Die Höhle wurde in verschiedenen Phasen genutzt, unter anderem auch während der Spätbronzezeit (1500-1400 v. Chr.), der archaischen Zeit (um 546 v. Chr.) sowie in der byzantinischen Ära nach 1204 n. Chr. Dort fanden offenbar auch rituelle Handlungen statt, und in jüngerer Zeit diente die Höhle sogar als Schafstall.
Die Ausgrabungen enthüllen bewohnte Bodenschichten, Feuerstellen und verschiedene Strukturen, die in den unterschiedlichen Galerien entdeckt wurden. Yalçıklı geht davon aus, dass die Grabungen noch 20 bis 25 Jahre andauern könnten und einen bedeutenden Beitrag zum Verständnis der weniger erforschten Epochen der Region leisten werden.