Die nordwesttürkische Provinz Bursa, einst als „Stadt des Wassers“ bekannt wegen ihrer zahlreichen Quellen, erlebt derzeit eine akute Wasserknappheit. Die Behörden warnen, dass die Wasservorräte innerhalb einer Woche erschöpft sein könnten, falls kein Regen fällt. Bereits laufen geplante Wassersperren, um die Reserven zu schonen.
Die Situation hat sich drastisch verschärft, nachdem der Nilüfer-Staudamm, der 2007 mit einer Kapazität von 60 Millionen Kubikmetern errichtet wurde, vollständig ausgetrocknet ist. Die Böden sind dort inzwischen rissig. Der Doğancı-Staudamm, der normalerweise den Großteil des Trinkwassers für die Stadt liefert, hat nur noch 6,8 Prozent seiner Kapazität.
Insgesamt verfügen die Stauseen der Stadt nur noch über 3,34 Prozent ihrer Trinkwasserkapazität.
Bursas Bürgermeister Mustafa Bozbey erklärte, dass die Stadt mit ihren 3,2 Millionen Einwohnern täglich etwa 525.000 Kubikmeter Wasser verbrauche. Ohne Niederschläge oder weitere Sparmaßnahmen könnte der Doğancı-Staudamm bereits am 6. Oktober leer sein.
„Jeden Tag verlieren wir etwa 25 Zentimeter Wasser aus dem Doğancı-Staudamm. Wenn kein Wasser nachfließt, sind die Reserven binnen Tagen erschöpft“, so Bozbey. Zudem seien die Grundwasserspiegel infolge der langanhaltenden Trockenheit von 10 auf bis zu 250 Meter abgesunken. Dies verdeutliche die dramatischen Folgen der Dürre in der Bursa-Ebene.
Die Wasserkrise wird zusätzlich durch zwei aufeinanderfolgende Jahre mit geringem Schneefall auf dem Uludağ, einem wichtigen Wintersportgebiet, und unzureichenden Niederschlägen in der gesamten Provinz verschärft.
Derzeit stammen etwa 50 Prozent des Wassers aus den Stauseen Doğancı und Nilüfer, 15 Prozent aus Bergquellen und 35 Prozent aus 155 Tiefbrunnen, die vom lokalen Wasserversorger BUSKİ betrieben werden.
Um einer unmittelbaren Krise entgegenzuwirken, wurde ein Umleitungssystem aktiviert, das Wasser aus dem Çınarcık-Staudamm – der mit 50 Prozent Kapazität und 75 Millionen Kubikmetern Trinkwasserreserven zur Verfügung steht – in die Versorgung einspeist.
„Das Umleitungssystem ist derzeit eine Lebensader“, betonte Bürgermeister Bozbey. „Ohne diese Maßnahme würde die Stadt bereits mit Engpässen kämpfen. Experten warnen, dass sich die Dürre in den kommenden Jahren verschärfen wird, daher müssen wir jetzt vorsorgen.“
Zudem verhandeln die Behörden mit dem Staatlichen Wasserwirtschaftsamt (DSİ), um die gesamte Wasserversorgung des Staudamms, die bislang zwischen Haushalten und Industrie aufgeteilt wird, für die Trinkwasserversorgung der Stadt zu reservieren.
Trotz dieser Maßnahmen kündigte BUSKİ geplante Wasserrationen an: Für zehn Tage wird es in zentralen und umliegenden Bezirken tägliche Wasserabschaltungen von jeweils 12 Stunden geben. Krankenhäuser und die Universität Uludağ sind von den Einschränkungen ausgenommen.
Mit der Rationierung soll täglich rund 100.000 Kubikmeter Wasser eingespart werden, bis die Niederschläge die Reserven wieder auffüllen.