Stau-König Istanbul: Fahrer verlieren jedes Jahr 118 Stunden im Verkehr

11.12.2025 – 8:00 Uhr

Istanbul ist zum zweiten Mal in Folge die verkehrsreichste Stadt der Welt: Laut aktuellen Daten der US-amerikanischen Verkehrsanalysefirma Inrix haben Autofahrer in der Metropole in diesem Jahr durchschnittlich 118 Stunden im Stau verbracht.

Die Studie analysierte den Verkehr in über 900 Städten in 36 Ländern. Demnach stiegen die Verzögerungen in Istanbul im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent. Damit liegt die Stadt vor Chicago, Mexiko-Stadt, New York und Philadelphia. Weltweit haben nur Chicago und Mexiko-Stadt ähnliche Werte von über 100 Stunden Stau pro Fahrer erreicht. In Europa verdrängte Dublin London von der Spitze, nachdem die britische Hauptstadt vier Jahre lang die Stau-Hotspot-Position innehatte.

Gründe für die Staus

Experten führen die chronischen Verkehrsprobleme Istanbuls auf eine Kombination aus raschem Stadtwachstum, hoher Bevölkerungsdichte und geografischen Einschränkungen zurück. Die Stadt mit mehr als 15 Millionen Einwohnern erstreckt sich über zwei Kontinente, wobei der Bosporus und die umliegenden Wasserwege den Fahrzeugverkehr auf wenige Brücken und Tunnel konzentrieren.

Zudem hat die zunehmende Urbanisierung durch Migration aus anderen Regionen der Türkei die Nachfrage nach Verkehrsinfrastruktur stark erhöht – oft schneller, als Straßen und Brücken ausgebaut werden können.

Fahrer und Infrastruktur unter Druck

Analysen zeigen, dass Istanbuls Straßennetz während der Hauptverkehrszeiten bereits überlastet ist. Hinzu kommen problematische Fahrgewohnheiten wie illegales Doppeltparken, Rotlichtverstöße, Spurverletzungen und Fahren in falscher Richtung, die Staus weiter verschärfen.

Die wirtschaftlichen Folgen sind erheblich: Verkehrsstörungen kosten die Stadt laut Experten jährlich 6 bis 7 Milliarden US-Dollar. Prognosen zufolge wird die tägliche Verkehrsbelastung bis 2040 auf 38 Millionen Fahrten steigen, was die Frage aufwirft, ob die bestehende Infrastruktur diesen Bedarf bewältigen kann.

Potenzielle Lösungen

Einige Fachleute sehen die Lösung in der Förderung von Mikromobilität wie Fahrrädern, Elektrorollern und öffentlichen Verkehrsmitteln, um den Druck auf Straßen und Brücken zu verringern. Doch konkrete Maßnahmen sind bisher begrenzt, während die Staus weiter zunehmen.