In den letzten Wochen mehren sich die Schlangensichtungen in den grüneren Stadtteilen Istanbuls wie Küçükçekmece, Arnavutköy und Sultangazi. Die zunehmenden Begegnungen mit den Tieren haben bei vielen Bürgerinnen und Bürgern Besorgnis ausgelöst. Fachleute mahnen jedoch zur Ruhe – die meisten Schlangenarten in der Region seien harmlos und für das Ökosystem von großer Bedeutung.
Nur eine giftige Art in der Region
Laut Ergün Bacak, Dozent für Jagd- und Wildtiermanagement an der Universität Istanbul, gibt es in Istanbul nur eine giftige Schlangenart: die Vipera ammodytes, besser bekannt als Hornotter.
„Diese Art ist weniger als einen Meter lang, bewegt sich sehr langsam und ist für gesunde Erwachsene nicht tödlich“, erklärt Bacak. „Ein Risiko besteht hauptsächlich für Kleinkinder oder Menschen mit Vorerkrankungen.“
Die Mehrheit der in Istanbul gesichteten Schlangen – darunter Wasserschlangen, Äskulapnattern und die auffällige, aber ungefährliche Gelbe Schlange – sind völlig ungiftig. Viele davon tragen zur natürlichen Bekämpfung von Nagetieren bei und leisten somit einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Gesundheit und Landwirtschaft.
Bitte nicht töten – besser melden
Fachleute appellieren daher an die Bevölkerung, Schlangen nicht zu töten, sondern die zuständigen Behörden zu informieren, damit die Tiere fachgerecht eingefangen und umgesiedelt werden können.
Corona-Pandemie als möglicher Auslöser
Der Agraringenieur Ömer Demir vermutet, dass der Anstieg der Schlangensichtungen mit der Corona-Pandemie zusammenhängt. Während der Lockdowns seien viele Grünflächen weitgehend menschenleer gewesen – eine ideale Gelegenheit für Wildtiere, neue Lebensräume zu erschließen.
„Die Tiere haben sich an die Ruhe gewöhnt. Jetzt, wo die Städte wieder lebendiger sind, kreuzen sich Mensch und Tier öfter als zuvor“, so Demir.