Nach Vergiftungsfällen: Istanbul verschärft Lebensmittelkontrollen – 24-Stunden-Videoaufzeichnung wird Pflicht

21.11.2025 – 10:00 Uhr

Nach mehreren schweren Vergiftungsfällen hat Istanbul umfassende neue Maßnahmen zur Lebensmittelsicherheit eingeführt. Auslöser waren der Tod von vier Familienmitgliedern in Fatih sowie die schwere Vergiftung einer 26-jährigen Frau in Beyoğlu – Fälle, die landesweit Besorgnis über Hygiene und Kontrolle in Lebensmittelbetrieben ausgelöst hatten.

Bei einer Sitzung zur Lebensmittelsicherheit in der Istanbuler Gouverneursbehörde wurden acht zentrale Regelungen beschlossen. Wichtigste Neuerung: Alle Lebensmittelbetriebe müssen künftig rund um die Uhr Audio- und Videoaufzeichnungen anfertigen, die mindestens 30 Tage gespeichert werden, um mögliche Ermittlungen zu erleichtern.

Zudem wird eine neue Lebensmittelkontrollkommission geschaffen, die im gesamten Stadtgebiet 24/7 im Einsatz sein soll – also auch außerhalb der üblichen Arbeitszeiten. Betreiber und Mitarbeitende aller Betriebe müssen verpflichtend Schulungen zu Lebensmittelsicherheit und Hygiene absolvieren.

Auch ältere Vorschriften werden künftig konsequenter durchgesetzt: So müssen Geschäfte Proben verkaufter Lebensmittel für 72 Stunden aufbewahren. Die Kontrollen – sowohl bei Straßenverkäufern als auch in registrierten Betrieben – sollen deutlich ausgeweitet werden.

Besonderes Augenmerk gilt der lückenlosen Kühlkette, deren Unterbrechung ein zentrales Risiko für bakterielle Kontamination darstellt. Schädlingsbekämpfungsfirmen stehen künftig ebenfalls unter strengerer Aufsicht; bei Verstößen drohen administrative oder strafrechtliche Konsequenzen.

Betriebe, die abgelaufene oder verdorbene Produkte verkaufen, müssen mit Geldstrafen und zusätzlich einer Anzeige bei der Staatsanwaltschaft rechnen.

Vergiftungsfälle lösten Alarm aus

Der erste Vorfall ereignete sich am 12. November: Die aus Deutschland eingereiste Familie Böcek war in einem Hotel in Fatih untergebracht und erkrankte schwer. Vier Familienmitglieder starben. Die Ermittlungen konzentrieren sich inzwischen auf die Möglichkeit, dass bei einer Schädlingsbekämpfung eingesetzte Chemikalien über das Badezimmerlüftungssystem in das Zimmer gelangt sein könnten.

Im zweiten Fall erlitt eine 26-jährige Frau chemische Verätzungen an Speiseröhre, Magen und Lunge, nachdem ihr in einem Café versehentlich Türkischer Kaffee serviert worden war, der mit Industriereinigungsmittel zubereitet wurde. Die Frau musste auf die Intensivstation verlegt werden.

Mit den neuen Maßnahmen will die Stadt Istanbul das Vertrauen der Bevölkerung stärken und bei lebensmittelbezogenen Risiken künftig deutlich schneller und transparenter reagieren.