Im Rahmen der laufenden Restaurierungs- und Verstärkungsarbeiten in der Hagia Sophia kommen bislang unbekannte unterirdische Strukturen ans Licht. Ein verzweigtes Tunnelsystem, das über Jahrhunderte verborgen war, soll bald teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Wie Prof. Hasan Fırat Diker vom Wissenschaftlichen Komitee der Hagia Sophia gegenüber der Zeitung Hürriyet erklärte, basiert das Projekt auf einer dreidimensionalen Untergrunddokumentation aus dem Jahr 2020 und wird vom Kultur- und Tourismusministerium sowie der Generaldirektion der Stiftungen unterstützt.
„Die unterirdischen Gänge gleichen einem Adernetz – über ein Kilometer an verwinkelten, miteinander verbundenen Wegen ist bereits freigelegt“, so Diker. Die Tunnel dienten einst vor allem der Wasserversorgung, Lüftung und Entwässerung. In vielen Abschnitten sind Tonrohre für die Wasserleitung sichtbar, die Gänge selbst oft so eng, dass man nur kriechend vorankommt.
Einige Abschnitte sollen künftig im Rahmen eines quoten- und reservierungsbasierten Besuchssystems zugänglich gemacht werden, um Überfüllung zu vermeiden.
Auch wenn ein genaues Datum für die Eröffnung noch nicht feststeht, betont Diker, dass der Fortschritt rasch voranschreite. Ziel sei es, nicht nur die Hagia Sophia, sondern langfristig auch weitere historische Bauwerke Istanbuls mit ähnlicher Infrastruktur zu dokumentieren und zu bewahren.
„Das Fundament dieser Bauwerke ist ebenso wichtig wie ihre Kuppeln. Wenn wir die verborgenen Schichten Istanbuls sichtbar machen, schützen wir unser kulturelles Erbe aktiv und entzaubern zugleich viele urbane Mythen“, so Diker.