Einer der geschichtsträchtigsten Orte Istanbuls erhält eine neue Rolle: Der legendäre Bahnhof Sirkeci, einst Endstation des weltberühmten Orient-Express, wird umfassend restauriert und zu einem Kulturzentrum umgewandelt.
Die Arbeiten an Dach, Fassaden, Buntglasfenstern und Innenräumen haben begonnen, wie das türkische Kultur- und Tourismusministerium mitteilt. Während der Bauphase bleiben das bestehende Eisenbahnmuseum und die historischen Hallen für Besucher geschlossen.
Kulturelles Zentrum statt Kommerz
Nach Abschluss der ersten Restaurierungsphase sollen die Hallen künftig Museen, Galerien und thematische Kulturstätten beherbergen. Geplant ist unter anderem ein Migrationsmuseum, das an die Reisen türkischer Gastarbeiter nach Europa in den 1960er-Jahren erinnert.
Kulturminister Mehmet Nuri Ersoy betonte bereits, dass das Areal keinesfalls zu einem Einkaufszentrum oder Hotel umfunktioniert werde. Vielmehr entstehe auf dem historischen Gelände eine „Kulturinsel“, die pünktlich zum nächsten Istanbul Culture Road Festival eröffnen soll.
Der Bahnbetrieb wird nach Abschluss der Restaurierung weitergeführt.
Geschichte zwischen Orient und Okzident
Der Sirkeci-Bahnhof wurde zwischen 1888 und 1890 unter Sultan Abdülhamid II. erbaut und vom deutschen Architekten August Jasmund entworfen – eine orientalistische Perle, die byzantinische, seldschukische und europäische Stile vereint.
Berühmt wurde der Bahnhof als östlicher Endpunkt des Orient-Express, dessen erste Fahrt von Paris nach Istanbul am 4. Oktober 1883 stattfand. Bis 1977 blieb die Strecke aktiv. Agatha Christie ließ sich bei Fahrten mit dem Luxuszug zu ihrem Roman „Mord im Orient-Express“ inspirieren.
Neues Leben für alte Gleise
In den letzten Jahrzehnten diente der Bahnhof nicht nur als Verkehrsknotenpunkt, sondern auch als Veranstaltungsort für Konzerte, Festivals und Messen. 2005 wurde dort das Eisenbahnmuseum eröffnet, mit rund 300 historischen Ausstellungsstücken.
Nachdem der Fernverkehr 2013 wegen der Marmaray-Tunnelverbindung eingestellt wurde, rollten 2024 erstmals wieder Züge über eine neue Tramverbindung in den Bahnhof.