Istanbuls Wasservorräte schwinden: Nur noch drei Monate Versorgungssicherheit

04.09.2025 – 18:00 Uhr

In der türkischen Metropole Istanbul wird die Wasserversorgung zunehmend kritisch. Nach offiziellen Angaben liegt der Füllstand der städtischen Stauseen nur noch bei rund 40 Prozent. Meteorologie-Experten warnen: Sollte es in den kommenden Wochen nicht regnen, könnten die Wasservorräte der Millionenstadt in etwa drei Monaten erschöpft sein.

Die Istanbul Wasser- und Abwasserbehörde (İSKİ) meldete am Montag einen durchschnittlichen Füllstand von 39,98 Prozent in den Stauseen, die die Stadt mit Trinkwasser versorgen. Zum Vergleich: Im April lag der Wert noch bei über 82 Prozent. Der drastische Rückgang wird auf die anhaltende Hitze, hohe Verdunstung und den gestiegenen Wasserverbrauch in den Sommermonaten zurückgeführt.

Die aktuelle Wassermenge in den zehn wichtigsten Stauseen der Stadt beläuft sich auf rund 347 Millionen Kubikmeter, bei einem maximalen Speichervolumen von über 868 Millionen Kubikmetern. Zusätzlich wurden über 409 Millionen Kubikmeter Wasser aus den Zuflüssen Melen und Yeşilçay bezogen.

Meteorologen schlagen Alarm

Adil Tek, Meteorologie-Ingenieur, warnt: „Wenn es in den kommenden Wochen nicht regnet, reichen die derzeitigen Wasservorräte höchstens für drei Monate.“ Seit Mai seien lediglich 14,4 Kilogramm Niederschlag pro Quadratmeter gefallen – ein Rekordtief. Nur im Jahr 2004 sei die Niederschlagsmenge in einem vergleichbaren Zeitraum noch geringer gewesen.

Auch Prof. Dr. Hüseyin Toros von der Technischen Universität Istanbul zeigt sich alarmiert: „In den vergangenen zehn Jahren lag der Wasserstand der Istanbuler Stauseen am 1. September nur einmal – im Jahr 2023 – unter 40 Prozent. 2025 markiert nun den zweitschlechtesten Wert.“

Toros fordert angesichts der Lage eine stadtweite Sparoffensive beim Wasserverbrauch: „Die Trockenheit der letzten beiden Jahre hat dramatische Folgen für die Wasserversorgung. Kurze Regenphasen reichen nicht aus – wir brauchen anhaltende, ergiebige Niederschläge, damit die Stauseen wieder gefüllt werden.“

Herbst bleibt trocken – Hoffnung erst ab Dezember

Laut saisonalen Prognosen sind auch für die kommenden Monate keine nennenswerten Niederschläge zu erwarten. September, Oktober und November sollen deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt bleiben. Erst im Dezember oder Januar könnten die Regenmengen wieder ein normales Niveau erreichen.

„Der Sommer 2025 war der zweittrockenste der letzten 100 Jahre“, so Tek. Angesichts der Vorhersagen sieht er Istanbul auf dem Weg in eine ernsthafte Wasserkrise – vergleichbar mit der Lage in Ankara und Izmir, wo erste Engpässe bereits gemeldet werden.

Aufruf zum bewussten Umgang mit Wasser

Beide Experten appellieren an Politik und Bevölkerung, Sparmaßnahmen konsequent umzusetzen. Der Wasserverbrauch in Istanbul liegt derzeit bei durchschnittlich 3,5 Millionen Kubikmetern pro Tag – Tendenz steigend.

„Die Istanbuler müssen sich bewusst machen, dass auch ihre Stadt von der Klimakrise betroffen ist“, sagt Toros. „Nur ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen kann helfen, die kommenden Monate ohne gravierende Einschränkungen zu überstehen.“