Die jahrhundertealte Yedikule-Festung, eines der markantesten historischen Wahrzeichen Istanbuls, zieht zunehmend Besucher zu ihren nächtlichen Laternenführungen an. Zweimal pro Woche öffnen sich die Tore zu den berüchtigten Verliesen – beleuchtet nur durch flackerndes Laternenlicht, das die alten Steinmauern in gespenstische Schatten taucht.
Während die Gruppen durch die engen Gänge und mächtigen Türme streifen, entsteht für viele das Gefühl einer Reise zurück in die dunklen Kapitel der Geschichte.
Tourguide Turan Oflaz erklärt, dass die nächtlichen Rundgänge inzwischen ein echter Publikumsliebling seien:
„Wir bieten die Laternen-Tour jeden Mittwoch und Sonntag an. Dabei besuchen wir unter anderem den Turm, in dem Sultan Osman II. hingerichtet wurde, sowie den ehemaligen Kriegsgefangenen-Turm. Die Runde dauert etwa eine Stunde – die Menschen lieben die Atmosphäre.“
Für viele Besucher ist der Blick vom 1.600 Jahre alten Mauerwerk am Ende der Führung ein Höhepunkt – mit einem völlig anderen Flair als bei Tag.
Teilnehmerin Manve Şanlı, die auf Empfehlung von Freunden kam, beschreibt den Eindruck als „intensiver, stiller und emotionaler“ als am Tag:
„Man spürt hier nachts die Einsamkeit und vielleicht sogar den Schmerz der Menschen, die einst eingesperrt waren.“
Seit ihrer Einführung im Jahr 2021 – nach einer umfassenden Restaurierung durch die Gemeinde Fatih – sind die Touren kostenlos. Auch die ikonischen, im 19. Jahrhundert verlorenen Dachkonstruktionen der Türme wurden nach historischem Vorbild rekonstruiert.
Festungsleiter Hakan Sain betont: „Eine Anmeldung über die Website der Gemeinde reicht. Vor Ort geben wir Laternen aus und führen durch die gesamte Anlage. Andere Orte bieten inzwischen ähnliche Touren an, sogar der Topkapı-Palast – aber die Atmosphäre von Yedikule bleibt unvergleichlich.“