Istanbul: Kandilli-Observatorium öffnet seine Türen zum Jahrestag des Marmara-Erdbebens

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20.08.2025 – 19:00 Uhr

Zum 26. Jahrestag des verheerenden Marmara-Erdbebens vom 17. August 1999 hat das Kandilli-Observatorium der Boğaziçi-Universität in Istanbul seine Tore für die Öffentlichkeit geöffnet. Zwischen dem 18. und 20. August konnten Besucher*innen hinter die Kulissen eines der bedeutendsten Zentren für Erdbebenforschung und Weltraumwissenschaften der Türkei blicken.

Auf dem Programm standen Führungen durch das Regionale Erdbeben- und Tsunami-Überwachungszentrum (BDTİM), das Katastrophenvorsorgelabor sowie durch den „Deprempark“, in dem Fachleute live demonstrierten, wie man sich im Ernstfall richtig verhält.

Ebenfalls geöffnet war das Astronomielabor und die wissenschaftshistorische Sammlung des Instituts – darunter seltene Manuskripte aus den Bereichen Astronomie, Astrologie, Mathematik und Geografie. Expert*innen begleiteten die Gäste, erklärten aktuelle Forschungsarbeiten und standen für Fragen rund um Geowissenschaften und Astrophysik zur Verfügung.

„Wir wollten dieses Jahr den Gedenktag nicht nur mit einer Schweigeminute begehen, sondern mit einem besonderen Programm, das die Öffentlichkeit aktiv einbindet“, erklärte Prof. Dr. Nurcan Meral Özel, Direktorin des Observatoriums.

Das Kandilli-Observatorium betreibt heute rund 500 seismische Messstationen im ganzen Land. Diese liefern im Ernstfall in Echtzeit Daten über Bodenbewegungen an das Zentrum in Istanbul. So können schnelle Erdbebenmeldungen und im Bedarfsfall Tsunami-Frühwarnungen ausgegeben werden.

Bereits seit 2012 wird auch die türkische Küstenlinie auf mögliche Meeresspiegelveränderungen und Tsunami-Gefahren hin überwacht. Das Institut hat sich damit längst über die klassische Seismologie hinaus weiterentwickelt.

Gegründet wurde Kandilli bereits vor 157 Jahren – ursprünglich als meteorologisches Zentrum des Osmanischen Reichs. Heute ist es ein interdisziplinäres Forschungsinstitut von weltweiter Bedeutung, das seine Daten mit der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft teilt.