Die Türkische Riviera erlebt derzeit eine regelrechte Flut an Luxus- und Superyachten. Während Bodrum in der Hochsaison ohnehin von Touristen überrannt wird, verschärft sich die Lage durch Hunderte festliegende Boote in den idyllischen Buchten. Dies lähmt nicht nur den Seeverkehr, sondern wirft auch ökologische Fragen auf.
Der Grund für das maritime Verkehrschaos ist, dass viele Bootsbesitzer die teils exorbitanten Liegeplatzgebühren in offiziellen Marinas umgehen wollen. Stattdessen lassen sie ihre Yachten dauerhaft in freien Buchten wie Göltürkbükü, Yalıkavak oder der berühmten Cennet Koyu ankern – teilweise über Monate hinweg, ohne den Ankerplatz zu wechseln. Diese Praxis steht jedoch im Widerspruch zu den geltenden Vorschriften, denen zufolge Schiffe spätestens alle 15 Tage ihren Standort verändern müssen.
Buchten als illegale Marinas
Besonders in der Cennet Koyu, einem der schönsten Flecken der türkischen Ägäis, hat sich die Situation zugespitzt. Seit Saisonbeginn liegen hier etliche Yachten unbewegt vor Anker – der Küstenabschnitt gleicht inzwischen einer improvisierten Marina.
Allein in der Bucht von Göltürkbükü sollen sich derzeit rund 500 Boote aufhalten, davon ist mehr als die Hälfte ungenutzt und wird lediglich von Kapitänen oder Personal bewacht. Die Gemeinde führt diese Entwicklung auf die drastisch gestiegenen Marina-Gebühren zurück.
Teure Plätze – leer stehende Boote
Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht die Kosten: In den öffentlichen Marinas liegen die jährlichen Gebühren je nach Bootsgröße zwischen 54 688 TL (20 m²) und 465 703 TL (100 m²). In beliebten privaten Marinas wie Yalıkavak haben sich die Preise im Vergleich zum Vorjahr sogar verdoppelt. Ein 30 Meter langes Boot kostet hier inzwischen rund 44.000 TL pro Tag.
Die Betreiber verteidigen die Preise mit dem Hinweis auf gestiegene Betriebskosten und begrenzte Kapazitäten. Für viele Eigner scheint das freie Ankern jedoch die günstigere Alternative zu sein – auf Kosten der Allgemeinheit.
Umweltbelastung durch Dauerankerung
Kritiker schlagen Alarm: Durch die hohe Konzentration an Schiffen und die begrenzten Entsorgungskapazitäten vor Ort kommt es vermehrt zu Verschmutzungen. Es gibt Hinweise darauf, dass einige Boote ihre Abwässer und Ölrückstände direkt ins Meer leiten, da die wenigen Abfallboote nicht ausreichen. Die Folge ist eine zunehmende Belastung für die sensible Küstenökologie.
Bootsbesitzer sichern sich Plätze mit Tricks
In dem Wettlauf um die besten Ankerplätze greifen einige von ihnen sogar zu kreativen Mitteln. So werden Zodiacs eingesetzt, um trotz Liegeverbot an Ort und Stelle zu bleiben, oder es werden Fischerboote als Platzhalter gechartert, um bei der Ankunft einen „reservierten” Platz zu haben.