Bodrum will die Notbremse ziehen – Kommt jetzt die Touristensteuer?

25.05.2025 – 17:00 Uhr

Bodrum, eine der beliebtesten Urlaubsdestinationen der Türkei, könnte bald eine Touristenabgabe einführen – zumindest wenn es nach dem neuen Bürgermeister Tamer Mandalinci geht. In einem Pressetermin, aus dem die Tageszeitung Milliyet zitiert, sprach sich Mandalinci für eine symbolische Gebühr pro Besucher aus, um die stark belastete Infrastruktur der Region zu entlasten.

Millionen Besucher, gleichbleibendes Budget

Bodrum zählt offiziell rund 203.000 Einwohner – doch in der Realität sieht das anders aus: Selbst außerhalb der Saison liegt die tatsächliche Bevölkerungszahl bei über 450.000, und in der Hochsaison oder an Feiertagen kann sie auf über eine Million anschwellen. Die Folge: Abwasser, Müllentsorgung, Verkehr und medizinische Versorgung geraten an ihre Grenzen.

„Bodrum wird mit einem fixen kommunalen Jahresbudget betrieben, obwohl wir in der Saison eine Großstadt mit über einer Million Menschen versorgen müssen“, so Mandalinci. Die Belastung sei enorm – und das Geld reiche vorne und hinten nicht aus.

3 Euro pro Tourist als Lösung?

Mandalinci schlägt eine Touristenabgabe von 3 Euro pro Person vor. Dieses Geld könnte gleichmäßig zwischen der Gemeinde Bodrum, der Provinzverwaltung Muğla und dem Gouverneursamt aufgeteilt werden. Mit diesen Einnahmen ließen sich laut Bürgermeister dringend benötigte Investitionen in Infrastruktur und Dienstleistungen finanzieren.

Vorbild Europa

Solche Abgaben sind in beliebten Reisezielen weltweit gängig, betonte der Bürgermeister. „Warum sollten wir die Ausnahme sein?“ Als Beispiel nannte er Venedig, wo Tagesgäste seit Kurzem 5 Euro Eintritt zahlen müssen – zur Finanzierung von Umweltschutzmaßnahmen und Infrastrukturkosten.

Auch Ahmet Aras, der Bürgermeister der Provinz Muğla, sprach sich kürzlich für eine ähnliche Maßnahme aus. „Unsere Ausgaben während der Tourismussaison übersteigen die Einnahmen oft um das Drei- bis Fünffache. Das ist langfristig nicht tragbar“, erklärte Aras. Er forderte daher alternative Finanzierungsmodelle wie tourismusspezifische Steuern.

Tourismus als Segen – und Herausforderung

Bodrum lebt vom Tourismus – aber eben auch mit seinen Schattenseiten. Die Idee einer moderat bepreisten Touristenabgabe stößt daher auf wachsende Zustimmung in Politik und Bevölkerung. Ob und wann die Maßnahme eingeführt wird, ist allerdings noch offen. Klar ist: Ohne zusätzliche Einnahmen wird es für Bodrum schwer, mit dem touristischen Wachstum Schritt zu halten.