In einem Viertel der südlichen Stadt Manavgat in Antalya hat das Rafting Landwirtschaft und Viehzucht als wichtigste Lebensgrundlage abgelöst und das Leben nahezu aller Einwohner tiefgreifend verändert.
Diese bemerkenswerte Veränderung begann Mitte der 1990er Jahre in Beşkonak, als ein ausländisches Unternehmen ein Schlauchboot zum Köprüçay-Fluss brachte. Die Einheimischen, die lange Zeit von Kleinbauernwirtschaft und Tierhaltung lebten, nahmen die neue Freizeitaktivität bald begeistert an.
Gastronomen kauften einige Boote und begannen, Besucher auf dem Fluss zu begleiten, wodurch Rafting das ohnehin schon bestehende Angebot an Essen und Gastfreundschaft ergänzte. Dieser Wandel fiel zusammen mit dem Anstieg der Besucherzahlen bei den Natur- und Kulturschätzen der Region, wie der Tazı-Schlucht und der antiken Stadt Selge.
Während Touristen die Sehenswürdigkeiten erkundeten, begeisterten sie sich zunehmend für das Abenteuer Rafting, was Beşkonak und den Köprüçay-Fluss immer populärer machte.
Heute ist Rafting hier weit mehr als ein Sport – es ist eine Lebensweise. Fast jeder Haushalt in dem rund 1.700 Einwohner zählenden Viertel ist mit dem Tourismus verbunden und bietet Führungen, Transport, Unterkünfte oder hausgemachte Mahlzeiten an.
Frauen bereiten traditionelle Gerichte aus eigenem Anbau zu, Schüler arbeiten als Guides, Bootsführer oder Kellner, um ihr Studium zu finanzieren, und ältere Einwohner unterstützen als Fahrer oder Helfer.
Der Köprüçay-Fluss gilt heute als eine der sichersten und zugänglichsten Rafting-Strecken in der Türkei und zieht jährlich tausende in- und ausländische Touristen an.
Mehmet Taş, dessen Vater zu den ersten Rafting-Pionieren der Region gehörte, berichtet, dass seine Familie seit fast drei Jahrzehnten im Geschäft ist:
„Anfangs waren wir zögerlich, doch wir haben uns schnell angepasst. Mittlerweile haben wir mehr Boote, mehr Personal und besonders im Sommer ist die Nachfrage überwältigend.“
Taş betont, dass das Rafting dem Viertel wirtschaftlichen Aufschwung gebracht hat, wie ihn Landwirtschaft und Viehzucht allein niemals hätten bewirken können:
„Ohne Rafting wären die jungen Leute weggezogen. Stattdessen kommen jetzt sogar neue Menschen hierher, um zu arbeiten.“
Ayşe Göbüt, die seit 20 Jahren in der Rafting-Branche hauptsächlich in der Küche arbeitet, sieht darin ihre finanzielle Unabhängigkeit:
„Rafting wurde zu meiner Lebensgrundlage – und nicht nur meiner, sondern für alle hier.“
Für den Studenten Ali Karaca ist Rafting sowohl ein Sommerjob als auch ein Abenteuer:
„Ich bin seit sechs Jahren Bootsführer. Es macht Spaß und hilft mir gleichzeitig, mein Studium zu finanzieren.“
Von jungen Schülern bis zu älteren Bewohnern – Rafting ist in Beşkonak längst fest in den sozialen Alltag eingewoben. Was einst eine ruhige bäuerliche Gemeinschaft war, hat sich zu einem Zentrum des Abenteuertourismus entwickelt, in dem der Fluss heute fast jede Familie trägt.