Die Umweltbedingungen entlang der Mittelmeerküste rund um Antalya verschlechtern sich dramatisch. Die zunehmende Verschmutzung des Meeres hat zu auffälligen Veränderungen in Farbe und Lebensvielfalt des Wassers geführt. Professor Dr. Mehmet Gökoğlu von der Fakultät für Fischereiwissenschaften an der Universität Akdeniz schlägt Alarm: „In der Bucht von Antalya hat sich die Wasserfarbe verändert – sie ist grünlich bis schwärzlich geworden.“
Sichtweite nimmt ab, gefährliche Organismen nehmen zu
Gökoğlu, der das Meer regelmäßig bei Tauchgängen untersucht, berichtet, dass die Sicht unter Wasser deutlich zurückgegangen sei. Die veränderten Bedingungen begünstigen laut ihm das Wachstum von Mikroorganismen, von denen einige gesundheitsschädlich für den Menschen sein können. Symptome wie Juckreiz und Hautreizungen könnten bereits beobachtet werden.
Menschliche Eingriffe verschärfen die Situation
Der Meeresbiologe kritisiert insbesondere die Folgen von Urbanisierung, falscher Uferbebauung und Eingriffen in natürliche Wasserläufe. Die Reinigung von Schilfzonen an Flussmündungen mit Baggern statt schonender Methoden habe die natürliche Filterfunktion dieser Lebensräume zerstört. „Früher wurden Schmutzstoffe mechanisch und biologisch gefiltert. Heute fließen sie direkt ins Meer“, so Gökoğlu.
Durch den zusätzlichen Temperaturanstieg im Sommer sei es in diesem Jahr zu einer massiven Planktonblüte gekommen. Dies habe auch das ökologische Gleichgewicht im Mittelmeer verändert.
Plastikmüll als wachsendes Problem
Ein weiteres großes Problem sei die Plastikverschmutzung, die Gökoğlu als „die größte Bedrohung der letzten Jahre“ bezeichnet. Vom Zigarettenstummel bis zur Plastiktüte lande alles früher oder später im Meer. Die Folge: Mikroplastik in der Nahrungskette, wachsende Bakterienaktivitäten und langfristige Gefahren für Mensch und Tier.
Fremde Arten breiten sich aus
Gökoğlu warnt auch vor der rasanten Ausbreitung von nicht-einheimischen Arten im Mittelmeer, wie Muscheln und Seepocken aus dem Roten Meer. Diese hätten sich durch die gestiegenen Nährstoffkonzentrationen in der Nähe der Küstenregionen rasch vermehrt – ein weiteres Anzeichen für das gestörte Gleichgewicht.
„Diese Arten gab es hier früher nicht. Die Ursachen sind Verschmutzung und Temperaturanstieg – Faktoren, die auch globale Wanderungsbewegungen unter Meerestieren verstärken können“, erklärt der Wissenschaftler.
Was ist zu tun?
Professor Gökoğlu schlägt konkrete Maßnahmen vor:
-
Wiederaufforstung von Waldflächen nach Bränden, um Wasserrückhalt zu fördern
-
Schutz der Süßwasserquellen vor Verschmutzung
-
Verzicht auf Küstenbebauung, die Wasserströmungen blockiert
-
Schonende Reinigung von Flüssen und Schilfzonen durch Schneiden statt Baggerarbeiten
Zum Schluss appelliert Gökoğlu an die Gesellschaft:
„Diese Generation wird den Wandel nicht bringen. Aber wir müssen unsere Kinder retten. Sie lernen von dem, was sie sehen. Wir sind dabei, ihnen die Zukunft zu stehlen. Deshalb müssen wir ihnen ein Bewusstsein für Umweltschutz vermitteln.“