Türkei: Serie von Erdbeben erschüttert Antalya – Experten warnen vor unbekannten Risiken im Mittelmeer

Bild: DHA
09.12.2025 – 10:00 Uhr

(DHA) Antalya ist am Montag innerhalb von 24 Stunden gleich von mehreren Erdbeben erschüttert worden. Nachdem in der Nacht in Konyaaltı ein Beben der Stärke 4,3 registriert wurde, folgte am Mittag in Serik ein stärkeres Erdbeben mit einer Magnitude von 4,9. Obwohl die Erschütterungen vielerorts deutlich zu spüren waren, sprechen Experten derzeit nicht von einer akuten Gefahr für das Stadtzentrum – warnen jedoch eindringlich vor den weitgehend unerforschten Störungszonen im Mittelmeer.

Prof. Dr. Ramazan Özçelik vom Deprem Araştırmaları Merkezi der Akdeniz-Universität betonte, dass Antalya selbst nicht auf großen aktiven Störungszonen liege. „Die eigentliche Bedrohung geht von den umliegenden Strukturen aus – insbesondere von den Störungszonen, die sich von Fethiye über Burdur bis nach Isparta ziehen“, erklärte er. Besonders kritisch sei jedoch, dass die tektonischen Strukturen im Mittelmeer kaum erforscht seien: „Wir wissen schlicht zu wenig darüber, welche Risiken dort lauern.“

Der Wissenschaftler verweist auf den hohen Forschungsbedarf im Meer: „Sismische Messungen und Bohrungen im offenen Wasser sind extrem kostspielig. Aber ohne diese Daten wissen wir nicht, welche Kräfte dort wirken.“ Angesichts der enormen Bedeutung Antalyas für den Tourismus sei eine solche Untersuchung überfällig.

Konyaaltı als Risikobereich
Özçelik warnt darüber hinaus vor den Bodenverhältnissen im Stadtteil Konyaaltı. Die dort verbreiteten sandigen und feinkörnigen Böden können Erdbebenwellen verstärken. „In solchen Zonen sollten Wohngebäude dringend auf ihre Erdbebensicherheit untersucht werden“, so der Experte.

Weitere Einschätzung: 5,2er-Beben möglich, aber keine Stadtgefahr
Auch Prof. Dr. Nihat Dipova von der Akdeniz-Universität bewertet die jüngsten Erschütterungen. Die Beben seien „kleine Ereignisse auf kurzen, sekundären Störungen“ zwischen Kemer und Korkuteli. In seiner früheren Forschung habe er eine maximale Magnitude von 5,2 für diese Linie ermittelt. „Solche Erdbeben können lokal spürbar sein, verursachen im Stadtzentrum von Antalya aber keine strukturellen Schäden“, sagte Dipova.

Besonders intensiv seien die Erschütterungen in Gebieten mit weichem, wasserreichem Boden gewesen – etwa in der Liman-Region. Auf festem Fels seien die Beben dagegen deutlich schwächer wahrgenommen worden.

Gefahr im Hintergrund: Die große Subduktionszone
Die eigentliche Großgefahr für die Region liegt nach Dipovas Einschätzung in der tiefen Subduktionszone vor Zypern. Diese tektonische Platte könne Erdbeben bis Magnitude 7 erzeugen. „Diese Ereignisse finden jedoch in rund 90 Kilometern Tiefe statt, weshalb Antalya sie meist nur schwach spürt.“

Trotz aktueller Entwarnung für schwere Schäden mahnen beide Experten, dass Antalya als bedeutende Tourismus- und Millionenmetropole im Fokus moderner Erdbebenforschung stehen müsse.