Türkei: Erneuter Vermisstenfall auf dem Lykischen Weg – Traumroute mit gefährlichen Schwächen

06.10.2025 – 12:00 Uhr

Der Lykische Weg, eine der weltweit bekanntesten und landschaftlich schönsten Fernwanderstrecken, steht erneut im Fokus – diesmal wegen eines weiteren Vermisstenfalls. Die zuletzt aus Polen stammende Wanderer Thomasz Jedrysiak ist seit mehreren Tagen spurlos verschwunden. Der Vorfall wirft erneut ein Schlaglicht auf die unzureichende Infrastruktur und Sicherheitsmängel entlang der 509 Kilometer langen Route.

GPS-Signal verlor sich – Keine Ausreise registriert

Wie der Kolumnist Fatih Çekirge auf Hürriyet.com.tr berichtet, riss der GPS-Kontakt zu Jedrysiak plötzlich ab. Seitdem fehlt jede Spur von ihm. Seine Ehefrau konnte aufgrund der Pflege ihres Kindes mit Down-Syndrom nicht in die Türkei reisen. Auch sei laut Behörden keine offizielle Ausreise des Touristen vermerkt. In der Vergangenheit wurden bereits zwei andere Wanderer tot aufgefunden, die in derselben Region verschwunden waren. Die Suchmaßnahmen nach Jedrysiak dauern weiterhin an.

„Land des Lichts“ zeigt gefährliche Schattenseiten

Der Lykische Weg beginnt in Fethiye (Telmessos) und führt entlang antiker Stätten, atemberaubender Küsten und mediterraner Wälder bis nach Geyikbayırı bei Antalya. Trotz seiner Schönheit häufen sich in letzter Zeit Berichte über Vermisste, mangelhafte Markierungen und fehlende Sicherheitsmaßnahmen.

Erfahrener Bergführer warnt: „Professionelle Pflege ist überfällig“

Der renommierte Bergführer Naim Sür warnt eindringlich vor den aktuellen Zuständen auf der Route:

  • Verblasste Markierungen: Besonders in gefährlichen Passagen fehlen klare Wegweiser.

  • Riskante Abstiege: In Abschnitten wie Faralya–Schmetterlingstal ist Kletterausrüstung notwendig, doch Absicherung fehlt.

  • Instabile Klippenränder: Die Strecke Alınca–Avlan sei laut Sür besonders gefährlich und dringend sanierungsbedürftig.

  • Mangelnde Hygiene und Orientierung: Es gibt weder ausreichend Mülleimer noch klare Wasserquellen. Übersichtskarten, Koordinaten oder Notfallnummern fehlen oft.

  • Gefahr durch Bienenzucht: Nahe gelegene Bienenstöcke an Wasserstellen könnten Touristen gefährden.

Sür schlägt unter anderem vor, Koordinatensteine zur besseren Orientierung aufzustellen sowie Informationsbroschüren über Flora und Fauna zu verteilen.

Appell für offizielle Anerkennung und Sicherheitssysteme

Naim Sür fordert zudem, dass der Lykische Weg – analog zu den „Kulturstraßen-Festivals“ des Kultur- und Tourismusministeriums – offiziell als nationales Kulturgut zertifiziert und professionell betreut wird. „Dieser 4.000 Jahre alte Pfad zwischen Antalya und Fethiye sollte das Herzstück des Kulturtourismus sein. Aber ohne professionelle Wartung, Sicherheit und Hygiene bleibt das eine gefährliche Illusion.“