Krisen bremsen Tourismus in Antalya – Ziel von 18 Millionen Touristen wird verfehlt

19.07.2025 – 8:00 Uhr

Die anhaltenden geopolitischen Spannungen wirken sich spürbar auf den Tourismus in der beliebten Urlaubsregion Antalya aus. Wie Kaan Kavaloğlu, der Vorsitzende des Verbands der Touristischen Hotelbetreiber und Unternehmer im Mittelmeerraum (AKTOB), mitteilte, musste das ambitionierte Jahresziel von 18 Millionen Touristen nach unten korrigiert werden.

Trotz der globalen Krisen herrscht jedoch weiterhin Optimismus: „Wir werden das Niveau des Vorjahres voraussichtlich übertreffen und die Marke von 17 Millionen Touristen erneut knacken“, so Kavaloğlu. Aktuelle Zahlen bestätigen diesen Trend: Bis zum 16. Juli wurden bereits 7,5 Millionen Besucher registriert, was dem Wert des Vorjahres entspricht.

Regionale Konflikte belasten die Erwartungen

Der AKTOB-Chef verweist auf die Auswirkungen geopolitischer Konflikte, wie den anhaltenden Krieg zwischen Russland und der Ukraine sowie die Spannungen zwischen Israel und dem Iran. „Wir hatten gehofft, dass sich einige dieser Krisen entspannen würden – stattdessen haben sie sich verschärft“, erklärte Kavaloğlu. Dies habe insbesondere die Planungen für den Sommer 2025 erschwert und zu einer Revision der Prognosen geführt.

Veränderungen in den Herkunftsmärkten

Bei der Herkunft der Touristen zeichnen sich Veränderungen ab: Während die Zahlen aus Russland und Deutschland leicht rückläufig sind, zeigt sich ein deutlicher Zuwachs aus Großbritannien und Polen. Letzteres Land entwickelt sich laut Kavaloğlu zu einem besonders wichtigen Wachstumsmarkt. Auch die baltischen Staaten, Kasachstan und die Niederlande gewinnen zunehmend an Bedeutung.

Inlandsmarkt und Auslandstürken als stabile Säulen

Ein Lichtblick sind der stabile Inlandsmarkt und die hohe Reiselust von im Ausland lebenden Türken. „Besonders in Europa lebende Türken verbringen ihren Urlaub weiterhin gerne in der Türkei – und insbesondere in Antalya“, sagte Kavaloğlu. Diese Zielgruppe sorge selbst in unsicheren Zeiten für eine stabile Nachfrage.

Stadt-Hotellerie stärker betroffen als Badeorte

Während die Auswirkungen der Krisen auf die Ferienregion Antalya moderat blieben, sind die städtischen Hotelbetriebe – etwa in Istanbul, am Schwarzen Meer oder in der südlichen Marmara-Region – deutlich stärker betroffen. „Insbesondere während der Hochphase der Iran-Israel-Krise sind viele Gäste aus dem Nahen Osten ausgeblieben“, so der Verbandspräsident. Inzwischen hätten sich die Flugverbindungen jedoch wieder normalisiert.

Verlängerte Saison bis in den Spätherbst

Trotz aller Herausforderungen gibt sich Kavaloğlu zuversichtlich: Sollte das Wetter mitspielen, könnte die Saison bis Ende November verlängert werden. Besonders die Monate September und Oktober sind entscheidend für das Erreichen der Jahresziele.

Ein weiteres Problem sieht Kavaloğlu in der wirtschaftlichen Schieflage durch die anhaltende Inflation und die Politik stabiler Wechselkurse: „Unsere Einnahmen sind in Euro, unsere Ausgaben in Lira. Während die Kosten steigen, stagniert der Kurs – das drückt unsere Gewinnmargen.“ Aufgrund der stagnierenden Kaufkraft in Europa seien Preiserhöhungen kaum durchsetzbar.

Preis-Leistungs-Verhältnis bleibt Wettbewerbsvorteil

Im internationalen Vergleich sieht der AKTOB-Chef die Türkei dennoch gut positioniert: „Antalya bietet im Vergleich zu Urlaubszielen wie Spanien, Frankreich, Italien oder Griechenland das deutlich bessere Preis-Leistungs-Verhältnis.“ Auch Nordzypern wird von ihm als attraktive Alternative empfohlen. Er mahnt jedoch zur fairen Bewertung: „Vergleiche müssen auf Augenhöhe stattfinden – Hotel mit Hotel, Restaurant mit Restaurant.“